Bistum Würzburg will Zahl der Pfarreien drastisch verringern

Richtung Großpfarrei

Aus 620 mache ein paar Dutzend: Das Bistum Würzburg steht vor einer der weitreichendsten Veränderungen in seiner Struktur. Generalvikar Keßler steht ein heißes Jahr bevor. Doch kneifen will er nicht.

Autor/in:
Christian Wölfel
Bistum Würzburg plant Großpfarreien / © Harald Oppitz (KNA)
Bistum Würzburg plant Großpfarreien / © Harald Oppitz ( KNA )

"Veränderungen lösen keine Halleluja-Stürme aus", sagt Generalvikar Thomas Keßler, nachdem er am Samstag stundenlang mit dem Diözesanrat über die Reform der Pfarreien im Bistum Würzburg diskutiert hat. Dabei dürften dem erst seit gut einem Jahr im Amt befindlichen zweiten Mann in den nächsten Monaten deutlich heftigere Stürme bevorstehen. Keßler will nichts weniger als eine im katholischen Bayern bisher einmalige Radikal-Reform der Gemeindestrukturen. An ihrem Ende sollen nur noch wenige Dutzend Pfarreien stehen statt der bisher 620.

Genaue Zahlen stehen noch nicht fest

Dabei hat das Bistum Würzburg gerade vor sechs Jahren erst mehr als 160 Pfarreiengemeinschaften errichtet. Die einzelnen Gemeinden wurden zur Zusammenarbeit verpflichtet, durften aber rechtlich eigenständig bleiben. Für Keßler ist dieses Modell offenbar ausgereizt. Er drängt auf ein System, das für die nächsten 30 bis 40 Jahre stabil bleiben soll. Will heißen: Er möchte weniger Kurzatmigkeit in der Strukturfrage, die in Debatten erfahrungsgemäß viel Kräfte bindet.

Der Plan orientiert sich vor allem an einer Personalsituation, die sich langfristig wohl weiter verschärfen wird. Aber auch die Zahl der Katholiken in Mainfranken wird zurückgehen. Bisher sind es knapp 770.000, in 15 Jahren werden es laut Keßlers Kalkulation nur noch 620.000 sein. Dann aber würden immer noch 2.000 von ihnen je einen Seelsorger haben. Die Verwaltung soll an einem Ort gebündelt werden, ebenso die Gremien: Es wird dann nur noch eine Kirchenverwaltung und einen Pfarrgemeinderat geben. Wann und wie viele große Pfarreien errichtet werden, legt der Plan bewusst nicht fest.

Diözesanrat hat weiteren Gesprächsbedarf

Bei der Diskussion im Diözesanrat habe es ein großes Misstrauen gegeben, das jedoch durch den Generalvikar teilweise ausgeräumt worden sei, berichtet der Vorsitzende des Laiengremiums, Karl-Peter Büttner, hinterher. Kritisch sehen die Delegierten, dass das Konzept nach ihrer Einschätzung bisher zu stark vom Amt des Priesters und nicht von den Bedürfnissen der Gemeinden ausgehe. Der Diözesanrat hat weiteren Gesprächsbedarf angemeldet und will dazu im Sommer eine außerordentliche Vollversammlung einberufen - ein ganz und gar nicht alltäglicher Vorgang.

Fest steht jedenfalls, dass diese Würzburger Reformdebatte auch andernorts aufmerksam verfolgt werden wird. Letztlich stehen alle sieben bayerischen Bistümer vor ähnlichen Herausforderungen. Überall gehen die Zahlen der Priester zurück. Und selbst engagierte Laien-Katholiken räumen ein, dass es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche zu gewinnen, vor allem für die Gremienarbeit.

Mehr Möglichkeiten für Laien

Dabei sollen gerade die Laien in dem neuen Würzburger Konzept mehr Möglichkeiten bekommen. Die Gemeinden vor Ort oder die Initiativen würden künftig nicht länger von einem Pfarrer, sondern von Ehrenamtlichen geleitet, wie Keßler betont. Wie das genau aussehen kann, ist noch offen. "Es gibt keine Denkverbote", sagt der Generalvikar. Doch das erfordert sowohl Priester, die Freiräume ermöglichen wie Gläubige, die sich engagieren. Nicht auszuschließen, dass diese neue Freiheit auch gewagte Modelle hervorbringt.

Für lange Diskussionen bleibt nicht viel Zeit. Denn am 12. Mai 2017 wird Bischof Friedhelm Hofmann 75 Jahre alt und muss dann gemäß dem Kirchenrecht seinen Rücktritt anbieten. Die Zeit bis dahin wolle er nicht ungenutzt verstreichen lassen, lässt er den Diözesanrat wissen.

Schon bis Ende des Jahres will der Bischof über die Grundzüge entscheiden, unter Berücksichtigung der Diskussion in den Dekanaten und mit den Laien. Die Botschaft: Hofmanns Nachfolger soll ein bestelltes Haus vorfinden - und keine Großbaustelle. Der neue Bischof könne dann immer noch Stellschrauben betätigen, sagt Keßler.


Quelle:
KNA