Gerburg Brandt und Ingrid Henkes stöbern in Kisten, blättern in Romanen und zeigen sich gegenseitig ihre Funde. Die beiden Frauen aus Köln-Longerich besuchen den Bücherflohmarkt, den die Katholische Öffentliche Bücherei (KÖB) im Pfarrsaal der Gemeinde St. Dionysius veranstaltet. Den Buchsonntag am 10. November nutzt die KÖB außerdem in diesem Jahr, um ihre frisch restaurierten Räume unweit der Kirche vorzustellen.
"Wir freuen uns, wenn die Leute Spaß am Lesen haben", erklärt KÖB-Leiterin Anne Scharrenberg. Für die Menschen in der Gemeinde soll die Bücherei zudem ein Treffpunkt sein. Gerade junge Familien würden dieses Angebot gut annehmen. "Es ist uns auch sehr wichtig, dass die Kinder ab und zu ein Buch in die Hand bekommen und blättern statt wischen", sagt Anne Scharrenberg.
366 KÖBs in den Gemeinden des Erzbistums Köln
Seit 1884 betreibt die Pfarrei in Longerich eine Bücherei. Heutzutage verleiht sie als eine von 366 KÖBs in den Gemeinden des Erzbistums Köln Romane, Sachbücher, Kinderbücher, Hörbücher auf CDs, Spiele sowie Figuren für sogenannte Tonies, mit deren Hilfe Familien zuhause Kindergeschichten abspielen können. Insgesamt bringen es die KÖBs in der Erzdiözese auf mehr als eine Millionen Medien, die Jung und Alt kostenfrei ausleihen können. Einen Nutzerausweis kann sich jeder ausstellen lassen – auch Menschen, die der Kirche fernstehen. "Es ist tatsächlich so, dass die Bücherei für viele eine Anlaufstelle ist und damit auch eine Visitenkarte der Pfarrei", erklärt der Pfarrer in Longerich, Temur Johannes Bagherzadeh
Behalten dürfen die Nutzerinnen und Nutzer ihr Medium zwischen zwei und vier Wochen lang, dann müssen sie es wieder zurückbringen. In der KÖB gibt es neben den aktuellen Bestsellern und beliebten Klassikern ebenfalls eine Auswahl religiöser Literatur für Erwachsene und Kinder. Bei der Anschaffung neuer Medien orientiert sich Anne Scharrenberg an den Rezensionen und Empfehlungen des Borromäusvereins in den sogenannten "medienprofilen". Damit gewährleistet sie das katholische Profil ihres gesamten Medienbestandes.
Digital fühlt sich nicht so schön an
Gut 2.000 Medien umfasst das Sortiment der KÖB in Longerich. Da die Nutzerinnen und Nutzer für die Ausleihe nichts bezahlen müssen, finanziert sich die Bücherei zum Großteil aus Zuschüssen der Gemeinde und des Erzbistums Köln sowie durch Spenden. Für rund 250 Leserinnen und Leser – darunter 80 Kinder – beschaffen Anne Scharrenberg und ihr Team aus gut einem Dutzend Frauen Bücher, CDs, Spiele und Tonies und kümmern sich um die Ausleihe an der Longericher Hauptstraße, die dienstags, donnerstags und samstags jeweils zwei Stunden geöffnet hat. Die Ehrenamtlichen organisieren darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen, zum Beispiel Vorlesenachmittage.
"Ich sehe oft Kinder mit Bergen von Büchern aus der Bücherei kommen", erzählt Flohmarktbesucherin Gerburg Brandt. Dass sich jedermann bei der KÖB kostenlos Bücher leihen könne, finde sie eine gute Sache. In ihren Augen mache es einen Unterschied, ob man einen Roman lese oder im Internet surfe. "Wenn ich mich an eine Stelle erinnere, dann denke ich oft: ‚Moment, das stand doch oben rechts.‘ Das funktioniert digital nicht", sagt Gerburg Brandt und ihre Bekannte Ingrid Henkes pflichtet ihr bei: "Das fühlt sich nicht so schön an."
Am Freitag, 15. November, findet der bundesweite Vorlesetag statt. Mehr Informationen sowie Katholische Öffentliche Büchereien in Ihrer Nähe finden Sie hier (https://www.erzbistum-koeln.de/kultur_und_bildung/koeb/buechereien/).