Blutige Kämpfe zum fünften Unabhängigkeitstag im Südsudan

Vizepräsident spricht von Krieg

Zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit flammt in dem jungen Land Südsudan der Bürgerkrieg wieder auf. Rivalisierende Parteien von Präsident und Vizepräsident lieferten sich am Wochenende heftige Gefechte, Tausende sind auf der Flucht.

Viele Südsudanesen sind auf der Flucht / © Josh Estey (KNA)
Viele Südsudanesen sind auf der Flucht / © Josh Estey ( KNA )

Im Südsudan eskaliert die Gewalt zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar. Das Land sei "zurück im Krieg", sagte ein Sprecher des Vizepräsidenten am Sonntag dem Sender BBC. Nach mehreren Monaten der Friedensbemühungen starben am Wochenende bei neuen Feuergefechten mehr als 100 Menschen.

Wegen der Spannungen hatte die Regierung die Feiern zum fünften Jahrestag der Unabhängigkeit am Samstag abgesagt. Südsudan wurde am 9. Juli 2011 vom Sudan unabhängig und ist heute trotz seiner Ölvorkommen eines der ärmsten Länder in Afrika. Truppen von Präsident Kiir haben am Sonntagmorgen die Zentrale von Anhängern des Vizepräsidenten Riek Machar unter Beschuss genommen, berichtete die Zeitung Sudan Tribune. Bereits am Freitagabend hatten sich Leibwächter und Wachmänner der rivalisierenden Politiker Feuergefechte vor dem Präsidentenpalast geliefert. Daraufhin flammte in der Hauptstadt Juba die Gewalt auf, bei der mehr als 100 Menschen starben. Anderen Berichten zufolge soll die Zahl bei 200 Toten liegen. Internationale Fluggesellschaften stellten am Sonntag wegen der Kämpfe den Flugverkehr von und nach Juba ein.

Auf der Suche nach Schutz

Tausende Menschen machten sich am Sonntag zum Gelände der Vereinten Nationen auf, um dort Schutz vor den Kämpfen zu suchen. Die Vereinten Nationen kritisierten, die Regierung würde nicht genug für den Frieden tun. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drängte Präsident Kiir und Vize-Präsident Machar, die Kämpfe sofort zu beenden. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Gewalt in einem Statement vom Samstag scharf.

Das deutsche Auswärtige Amt rät derzeit dringend von Reisen in das Land ab. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, es sei "bedrückend zu sehen", dass Südsudan noch immer "Schauplatz brutaler Gewaltausbrüche" sei und forderte die Kontrahenten auf, ihre Anhänger "zur Ordnung zu rufen".

Humanitäre Hilfe für die Vertriebenen

Das Malteser Hilfswerk, das im Südsudan humanitäre Hilfe für die Vertriebenen leistet, äußerte sich besorgt über die jüngste Eskalation der Gewalt. Man appelliere an alle Parteien, die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen, sagte der Leiter der Afrikaabteilung von Malteser International, Roland Hansen, am Sonntag in Köln. Für die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen sagte deren Afrika-Referent Ulrich Delius am Sonntag: "Die internationale Staatengemeinschaft darf sich jetzt nicht enttäuscht und ratlos vom Südsudan abwenden und die Zivilbevölkerung im Stich lassen."

Südsudan hat sich am 9. Juli 2011 vom Sudan abgespalten. Bei der Unabhängigkeit gab es weltweit die Hoffnung, ein eigener Staat könnte Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung in die Region bringen und die Konflikte um Macht und Verteilung der Rohstoffe lösen. In den vergangenen Jahren haben sich jedoch sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Situation noch verschlechtert. Rund 2,6 Millionen Menschen, etwa ein Viertel der südsudanesischen Bevölkerung, sind laut UNHCR auf der Flucht, 70 Prozent davon sind Kinder.

Der Konflikt im Südsudan begann Ende 2013, nachdem Präsident Kiir Vizepräsident Machar entlassen hatte. Als Teil der Friedensbemühungen kam Machar, ein früherer Rebellenführer, im April nach Jura zurück und wurde erneut Vizepräsident. Trotz des Abkommens zwischen Regierung und Rebellen vom August 2015 erschüttern weiterhin Kämpfe das jüngste Land der Welt.


Quelle:
epd