Böhm schuf Architektur-Ikonen wie die Wallfahrtskirche im rheinischen Neviges, ein Kinderdorf, das Potsdamer Theater oder die Stadtbibliothek Ulm. Typisch für seine Bauten aus Beton, Stahl und Glas sind eine kühne Statik mit Hängedächern, Kuben, Zylindern oder Kegeln. 1986 erhielt Böhm als erster Deutscher den amerikanischen Pritzker-Preis, der als "Nobelpreis für Baukunst" gilt.
Böhm wurde am 23. Januar 1920 in Offenbach am Main als Sohn des Architekten Dominikus Böhm geboren. Sein erster eigenständiger Bau war die Kapelle "Madonna in den Trümmern", die 1947 bis 1950 in der Ruine der Kölner Pfarrkirche Sankt Kolumba errichtet wurde. Heute ist sie in das 2007 eröffnete Kölner Diözesanmuseum Kolumba integriert.
Wallfahrtskirche in Neviges als bedeutendstes Werk
Als Böhms bedeutendstes Werk gilt die Wallfahrtskirche in Neviges. Neben rund 60 Kirchen plante er auch viele Wohn-, Geschäfts- und Rathäuser, Verwaltungszentren, Theater und Bürobauten, darunter die WDR-Arkaden in Köln, sowie das Kinderdorf im Stadtteil Bensberg von Bergisch Gladbach. Der Architekt war auch für die Wiederherstellung und Renovierung der Dome von Trier und Eichstätt verantwortlich. Zu seinen jüngeren Objekten zählt die Stadtbibliothek in Ulm in Form einer gläsernen Pyramide und das Hans Otto Theater in Potsdam.
Experten, die in seinen wuchtigen Betonbauten eine brutalistische Architektur sehen, widersprach Böhm. Er wolle doch nicht als brutaler Mensch gelten, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu seinem 100. Geburtstag. "Nur weil ich Beton verwende? Sind Kirchen in Granit dann auch brutalistisch?" Ihm gehe es darum, dass seine Bauten "innen drin und auch außen Wärme ausstrahlen".