Das Land feierte den thailändischen "Muttertag", den Geburtstag von Königin Sirikit (84), als am Donnerstag und Freitag bei einer Serie von Bombenanschlägen vier Menschen starben. Dutzende Personen, darunter auch drei Deutsche, wurden verletzt. Unter den Anschlagzielen waren die Königsstadt Hua Hin sowie die Urlaubsparadiese Phuket und Krabi.
Nach den blutigen Anschlägen im Süden Thailands gibt es noch immer keine klaren Hinweise auf die Täter. Der Zeitpunkt und die Anschlagziele deuten jedoch auf die muslimischen Separatisten in Thailands südlichsten Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat hin. Das Vorgehen der Täter und die Sprengsätze ähneln nach Angaben der örtlichen Polizei dem Muster früherer Anschläge.
Neue Dimension der Gewalt
"Das ist eine neue Dimension der Gewalt", sagt Michael Winzer, Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bangkok. "Diese Anschläge können nur durch ein sehr professionelles und sehr gut aufgestelltes Täternetzwerk begangen worden sein." Schließlich seien die Sicherheitsvorkehrungen seit dem vergangenen Jahr nochmals erhöht worden.
Terror hausgemacht
Wie nach dem Bombenanschlag auf den Erawan-Schrein (22 Tote) im vergangenen August in Bangkok verdächtigt die Militärjunta erneut die politische Opposition als Drahtzieherin der "Sabotageakte". In einem sind sich Analysten, Junta und Polizei offenbar einig: Der Terror in Thailand ist hausgemacht.
Seit Jahrhunderten leben im Süden des Landes an der Grenze zu Malaysia Muslime, die ethnisch zu den Malaien gehören. 1909 überließ die britische Kolonialmacht im heutigen Malaysia das alte, stolze islamische Sultanat Pattani durch einen Vertrag dem Königreich Siam.
Die Thais zerlegten das Sultanat in die drei Provinzen Pattani, Yala und Narathiwat. Seitdem versuchen die buddhistischen Herrscher in Bangkok mit Macht, den Muslimen "Thainess" einzutrichtern. Vor zwölf Jahren begannen militante Separatistengruppen mit dem bewaffneten Kampf. Manche von ihnen fordern Autonomie. Andere träumen von einem unabhängigen Sultanat Patani.
Ausbleibender politischer Dialog
Thailands aufeinanderfolgende Regierungen verweigern jedoch einen politischen Dialog zur Lösung des Konflikts mit den Separatisten. Stattdessen setzen sie auf eine militärische Niederschlagung. Eine Ausnahme war die Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra, die jedoch durch den Militärputsch im Mai 2014 gestürzt wurde. Umgehend brach die Junta den politischen Dialog mit der Nationalen Revolutionären Front (Barisan Revolusi Nasional, BRN), der wichtigsten der aufständischen Gruppen, ab.
Menschenrechtler entsetzt
"Es ist eine Konstante der vergangenen Jahre, dass die Vertreter der Regierung für ihre Menschenrechtsverletzungen im tiefen Süden nicht zur Verantwortung gezogen wurden", sagt Brad Adams, Asien-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die Muslime dort hätten jedes Vertrauen in die Regierung in Bangkok verloren.
Dies dürfte durch Thailands neue Verfassung, die vor einer Woche in einem Referendum durchgepeitscht wurde, noch weiter verschärft werden. Die 20. Verfassung seit Einführung der konstitutionellen Monarchie 1932 sichert den massiven Einfluss der Armee auf die Geschicke des Landes auf Jahrzehnte. Zudem räumt sie erstmals dem Buddhismus eine Vorrangstellung ein.
Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verstärkt seit Monaten ihre Präsenz in Südostasien. Gleichwohl glauben Experten nicht, dass sie auch bereits im Süden Thailands Fuß gefasst hat. "Die Nationale Revolutionäre Front BRN ist ein Bollwerk gegen den internationalen Dschihadismus", meinte Tony Davis, Analyst des Militärmagazins "Jane's", schon vor Monaten. "Die Dschihadisten würden die Ziele der BRN gefährden."
Spannungen zwischen Buddhisten und Muslimen
Die Bombenanschläge könnten freilich die Spannungen zwischen Buddhisten und Muslimen verschärfen. Schon lange rufen radikale buddhistische Mönche zur Verbrennung von Moscheen auf. Human Rights Watch befürchtet, im thailändischen Buddhismus könnte eine Bewegung militanter Mönche wie die Ma Ba Tha in Myanmar entstehen. "Das wäre eine Katastrophe."
Ein ordnungsgemäßer Gerichtsprozess gegen die Täter sei das Wichtigste, um den Opfern Gerechtigkeit zukommen zu lassen, sagte Adams. Ähnlich äußerte sich Amnesty International. "Diese Gewalttaten zeugen von äußerster Verachtung für menschliches Leben", sagte Champa Patel vom Amnesty-Regionalbüro für Südostasien und den Pazifik. Die Reaktionen auf die Attentate müssten in Einklang stehen mit Thailands Verpflichtungen unter internationalem Recht.UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er hoffe, dass die Verantwortlichen rasch zur Rechenschaft gezogen werden. Den Familien der Opfer sprach er sein Beileid aus.