Bonnemain ist seit 40 Jahren für das Bistum tätig. Unter dem konservativen Bischof Wolfgang Haas (1988/90-1997) machte er Karriere. Später distanzierte sich Bonnemain von dessen erzkonservativen Kurs. Das Mitglied des Opus Dei gilt als gemäßigt und als guter Brückenbauer.
Studium der Medizin und Theo
Bonnemains französischer Name erklärt sich über seinen Vater, der aus dem Jura stammt. Seine Mutter war Katalanin. Joseph Maria Bonnemain wurde am 26. Juli 1948 in Barcelona geboren und studierte in Zürich Medizin. 1975 ging er für ein Theologiestudium nach Rom; 1978 weihte ihn der Wiener Kardinal König zum Priester der Prälatur Opus Dei. 1980 wurde Bonnemain im Kirchenrecht promoviert und kehrte in die Schweiz zurück.
Bonnemain spricht fünf Sprachen: Katalanisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Italienisch. Als Arzt und Theologe verstärkte Bonnemain von 1983 bis 1991 die Delegation des Heiligen Stuhls in Genf bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Zurzeit ist Bonnemain Offizial, also der oberste Kirchenrichter im Bistum Chur. Zugleich ist er zuständig für die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organen.
Distanzierung unter Bischof Haas
Unter dem damaligen Bischof Haas wurde Bonnemain im Sommer 1990 Offizial. Doch im Laufe der Zeit distanzierte er sich vom konservativen Kurs des Bistums. Bonnemain, der seit knapp vier Jahrzehnten zwischen Zürich und Chur pendelt, setzte sich dafür ein, Zürich im Stadt-Land-Gefüge des Bistums aufzuwerten. Er wollte aus der Zürcher Liebfrauenkirche eine Konkathedrale machen - was in Graubünden nicht gut ankam.
Bonnemain kennt die Probleme des Bistums bestens. Als Sekretär des "Fachgremiums Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld" der Schweizer Bischofskonferenz vertritt er eine Null-Toleranz-Politik bei Missbrauch und Machtmissbrauch. Seit 40 Jahren ist er zudem Krankenhausseelsorger im Spital Limmattal in Schlieren.
Name stand schon auf Dreierliste
Bonnemains Name stand bereits auf der Dreierliste, die Papst Franziskus dem Churer Domkapitel zur Wahl im November vorgelegt hatte. Doch damals beschlossen die Domherren mit knapper Mehrheit, die Wahl platzen und Rom selbst entscheiden zu lassen. Bonnemain als Mitglied des Wahlgremiums enthielt sich.
Der konservative Flügel hielt keinen der drei Kandidaten des Papstes für wählbar - ein Affront. So steht das zerstrittene Domkapitel als ein Symbol für das gespaltene Bistum.
Papst nimmt Rücktritt Elegantis an
Für einen Neuanfang macht Weihbischof Marian Eleganti den Platz frei. Der 65-Jährige, seit 2009 Churer Weihbischof, hatte bereits 2019 seinen Amtsverzicht beim Papst eingereicht; nun nahm Franziskus ihn am Montag an. Eleganti ist in konservativen Kreisen beliebt.
Gleichwohl sorgte er in den vergangenen Jahren immer wieder für Verärgerung, etwa als er im März 2020 in einem Video die Corona-Schutzmaßnahmen kritisierte und seinen Mitbrüdern in der Bischofskonferenz widersprach. Daraufhin verpasste ihm der Churer Interimsleiter, Bischof Peter Bürcher, einen Maulkorb.
Nur eine Zwischenlösung?
Nun also ein weiterer "Übergangsbischof". Schon in knapp zweieinhalb Jahren, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, muss Bonnemain dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Amtsverzicht anbieten. Und selbst wenn der die Amtszeit noch um einige Zeit verlängert: In wenigen Jahren beginnt die Suche nach einem Brückenbauer von neuem.
Am diesem Montagabend um 18.00 Uhr feiert Bischof Bürcher mit dem designierten neuen Bischof Bonnemain ein Pontifikalamt in der Churer Kathedrale. Wann Bonnemain die Bischofsweihe erhält, ist noch unbekannt. Zu hören war der Termin Ostermontag (5. April).