Das teilte der Bonner Stadtdechant, der Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Weges und seines Forums 1 "Macht und Gewaltenteilung" ist, am Donnerstag mit.
Viele Texte, Plädoyers und Voten des "Synodalen Weges" lösten sich in der Tat von der geltenden Lehre der Kirche und dem Kirchenrecht. Sie vermittelten den Eindruck, der Deutsche Dialogprozess könne Grundlagen der katholischen Lehre verändern und neue kirchlichen Normen für den deutschen Sprachraum verabschieden.
Es würden beispielsweise neue Offenbarungsquellen eingeführt und faktisch mit der einzig verbindlichen Offenbarungsquelle, der Heiligen Schrift, gleichgesetzt, um aus ihnen die gewünschten Reformen ableiten zu können.
Auch habe es in Stellungnahmen geheißen, es gäbe in der Kirche zukünftig nur noch das "Lehramt der Missbrauchsopfer". "Wer den Bogen theologisch so überspannt, verlässt die kirchliche Einheit und provoziert den Widersprich des Papstes", so Bonns Stadtdechant.
Es sei zu erwarten gewesen, dass Papst Franziskus nicht zulassen kann, dass Voten des "Synodalen Weges" ohne Abstimmung mit der Weltkirche bereits zur Grundlage von kirchlichen Entscheidungen und Prozessen in Deutschland und für Bischöfe und Synodale verbindlich gemacht würden, wie es bereits in vorliegende Voten formuliert wird.
Rückkehr zum Dialog mit der Weltkirche
Tragisch sei, dass diese Entwicklung nun den Spielraum für notwendige Reformen und Veränderungen gefährde und zu Enttäuschungen bei vielen Mitgliedern der Synode und im Kirchenvolk führe. Die Verantwortlichen des synodalen Weges hätten von Beginn an sehr bewusst den Weg der Konfrontation mit der Weltkirche statt des Dialoges gewählt.
Prominente Vertreter hätten offen erklärt, die katholische Kirche auf den Kopf stellen zu wollen. Dass solche Zielbestimmungen und Aussagen den Widerspruch des Papstes provozierten, sei geradezu zwingend gewesen.
"Nach der Erklärung von Papst Franziskus muss der "Synodale Weg in Deutschland" sein Selbstverständnis korrigieren, wenn er keine Spaltung betreiben will. Der Deutsche Dialogprozess ist jetzt aufgefordert, sich in den von Papst Franziskus einberufenen weltkirchlichen synodalen Weg einzubinden und so die Einheit mit der Weltkirche zu wahren", formuliert Dr. Picken.
Dialogverweigerung gegenüber abweichenden Meinungen
"Man fragt sich, wieso man in der Deutschen Kirche diese Eskalation provoziert hat", fragt Bonns Stadtdechant. Viele Einwände von namhaften und moderaten Kardinälen der Weltkirche, wie Kardinal Christoph Schönborn aus Wien und Kardinal Walter Kasper aus Rom, gegen theologische Formulierungen und Zielvorstellungen des "Synodalen Weges, seien nicht wirklich ernst genommen und ausgeblendet worden.
Gleiches habe für die Einwände der Bischofskonferenzen in Skandinavien und Polen, sowie für eine gemeinsame Erklärung vieler Bischöfe der Weltkirche gegolten. Selbst der persönliche Brief des Papstes an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland sei nur selektiv wahrgenommen worden, obwohl seine Sorgen bereits in diesem Text nicht zu überhören gewesen seien.
"Die meisten Anfragen und Widersprüche von außen und von innen wurden inhaltlich ausgeblendet. Es hat den Anschein gemacht, als arbeite man im "Synodalen Weg" an einer bereits festgelegten Reformagenda und sei wenig an einem wirklichen Dialog und gleichberechtigter Partizipation interessiert", führt der promovierte Politologe aus.
Er selbst habe als Mitglied der Vollversammlung und des Forums 1 verschiedene Expertisen formuliert und mit anderen Mitgliedern der Vollversammlung einen Alternativtext zum Thema "Macht und Partizipation" mit dem Titel "Vollmacht und Verantwortung" vorgelegt. Keiner der Texte sei in den Gremien des Synodalen Weges zur Diskussion gekommen: "Ein sachgerechter Dialog mit der abweichenden Meinung war nicht gewollt und jede Kritik wurde beiseitegeschoben".
Der "Synodale Weg" in Deutschland habe sich verselbständigt und das Maß verloren. Nun bliebe zu hoffen, dass die Mahnung des Papstes ernstgenommen werde und man im "Synodalen Weg" würdige, dass die Deutsche Kirche nur ein Teil der Weltkirche ist und man Reformen nur in Einheit mit allen Katholiken weltweit und dem Papst vornehmen könne.
"Wenn sich der "Synodale Weg in Deutschland jetzt nicht für den Dialog mit der Weltkirche und den Papst öffnet und bescheidenere Töne anschlägt, riskiert er wissentlich eine tragische Spaltung", resümiert Bonns Stadtdechant.