Boom von Spar-Kochbüchern und -Kochkursen

Hartzhaft, aber lecker

Essen kann gut und günstig sein. Das ist die Botschaft zahlreicher Kochbücher, die in Krisenzeiten Appetit machen wollen. Sparkoch-Bücher und Kochkurse für Hartz-IV-Empfänger und Bedürftige boomen gerade auf dem Markt.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

"Das Zwei-Euro-Kochbuch für sparsame Genießer", "Die besten Gerichte unter 2,50 Euro", "Hartz-IV-Kochbuch für harte Zeiten" oder "Das Sparkochbuch - Günstig und ausgewogen ernähren nach dem Regelsatz Hartz IV" - so lauten die Titel einiger Kochbücher, die in Zeiten der Wirtschaftskrise auf dem Markt und erfolgreich sind.

Leckeres Essen für wenig Geld trotz steigender Lebensmittelpreise, das schließt sich nicht gegenseitig aus, sondern kann nach Meinung literarischer Ratgeber gelernt werden. Ein Tipp ist die Verwendung regionaler Produkte der Jahreszeit. Sie schmeckten besser und seien ausgesprochen günstig, heißt es in einem der Bücher, das über 100 einfache und schnelle Rezepte zusammengestellt hat. "Für ein bis maximal zwei Euro pro Person können Sie sich so genussvoll durchs Jahr kochen", erklären die Herausgeber des Buches, in dem zudem noch Tipps und Tricks für Haushalt und Vorrat zu finden sind.

"Hartzhaft, aber lecker"
Auch Volkshochschulen und Sozialverbände entdecken mehr und mehr die Notwendigkeit, Kurse zur preiswerten und dennoch gesunden Ernährung in ihre Programme aufzunehmen. So bietet etwa die Diakonie in Berlin einen Kochkurs für Menschen mit wenig Geld an. Unter dem Motto "Hartzhaft, aber lecker" wolle man Hartz-IV-Empfängern "die Lust" vermitteln, "kostengünstig, gesund und lecker zu kochen", hieß es bei den Veranstaltern.

In Metzingen bei Stuttgart bietet die Familienbildungsarbeit zusammen mit der Diakonischen Bezirksstelle einen Kochkurs für Kunden der Metzinger Tafel an. Mit Lebensmitteln aus dem Tafelladen werden leckere und gesunde Mahlzeiten zubereitet, wie es in der Ankündigung heißt. Die Arbeitsloseninitiative Odenwald bietet gemeinsam mit Diakonie und Caritas einen Kochkurs für männliche Hartz-IV-Empfänger unter dem Motto "Futtern wie bei Muttern". An Kosten fallen pro Termin zwei Euro an, inklusive Speisen und Getränke und dem jeweiligen Rezept für den eigenen Koch-Ordner.

Und in Frankfurt am Main steht sogar ein Sternekoch am Herd. "Hartz IV ist derzeit in aller Munde. Wenn man weiß, dass Fettleibigkeit längst kein Wohlstands-Phänomen mehr ist, sondern ein Symptom der Armut, muss da noch viel mehr passieren", betont die Aachener Ernährungsberaterin Monika Pietsch.

Schon im Jahr 2005 - ein Jahr nach Inkrafttreten der Hartz-IV-Gesetze - hatten zwei Frauen ein "Kochbuch für harte Zeiten" auf dem Markt gebracht. Das Buch war damals als "kulinarischer Leitfaden für das wachsende Heer der Erwerbslosen, Ich-Aktionäre, Umschulungs-Akrobaten, Dauer-Praktikanten, Frührentner und Lebenskünstler" angepriesen worden.

Im vergangenen Monat brachte der Kölner Egmont-Verlag ein 96-seitiges "Sparkochbuch" auf den Markt, das von zwei Hartz-IV-Empfängern geschrieben wurde. Uwe Glinka und Kurt Meier haben darin 75 Speisepläne mit Frühstück, Mittag- und Abendessen für zwei Personen zusammengestellt. "Unkomplizierte Gerichte, mit frischen Zutaten zubereitet, garantieren eine ebenso gesunde wie schmackhafte Ernährung", verspricht der Verlag.

Drei Mahlzeiten am Tag für 4,33 Euro
Glinka und Meier, beide 55 Jahre alt und seit längerem ohne festen Arbeitsplatz, haben Landfrauen und andere im sparsamen Haushalten erfahrene Mitmenschen um Rezepte gebeten, mit denen sie tägliche Speisepläne zusammenstellten. "Der Tagessatz für Essen und Trinken bei ausgewogener Ernährung mit drei Mahlzeiten am Tag liegt bei unseren Rezepten bei 4,33 Euro für einen Erwachsenen", erläutert Glinka.

Unter den Gerichten mit Fleisch findet sich unter anderem "Himmel und Erde", "Westfälische Räuberpfanne", "Harzer Lebergeschnetzeltes", "Überbackener Blumenkohl", "Wirsingroulade" oder "Rotwein-Schweinegulasch." Bei den fleischlosen Gerichten gibt es Rezepte für "Nudelauflauf Toskana", "Odenwälder Zwiebelkuchen", "Tortellini-Brokkoli-Auflauf" oder auch den "Tagelöhner-Pfannenpickert" mit Eiern, Kartoffeln, Mehl, Hefe und Rosinen.

Auch eine Reihe von Gerichten mit Fisch findet sich im Sparkochbuch. "Seelachsfilet auf Curry-Kartoffeln" etwa oder "Saßnitzer Seemannsgarn", dessen Zutaten- und Zubereitung sich allerdings nicht für jeden Gaumen lecker lesen lassen. Rezepte für Suppen und Eintöpfe runden das 96-seitige Buch ab, das es für 8,95 Euro im Buchhandel gibt.

All denen, die nach dem Sparkochbuch leben wollen, raten die Autoren aber dringendst zu folgendem Verhalten: Eingekauft werden sollte grundsätzlich nur beim Discounter und nach gründlichen Preisvergleichen. Und dann sollte natürlich immer selbst gekocht werden. Sämtliche Gerichte haben die beiden übrigens nicht nur selbst gekocht, sondern mit Freunden auch selbst gegessen. "Alle haben überlebt, und es hat ihnen und uns geschmeckt", versichert Meier.