"Wir haben das Bedürfnis nach neuer Geschwisterlichkeit vertieft, die zu wechselseitiger Hilfe und Achtung fähig ist", schreibt das Kirchenoberhaupt in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der Armen, die der Vatikan am Samstag veröffentlichte. Dem Armen die Hand entgegenzustrecken sei keine bloße Option, sondern Ausdruck gelebten Glauben, fügte er unter Anspielung auf das Motto des Welttags hinzu, der in diesem Jahr am 15. November begangen.
Das Leitwort "Streck dem Armen deine Hand entgegen", ist dem Buch Jesus Sirach im Alten Testament entnommen. Darin wird nach Aussage des Papstes unterstrichen: "Das Gebet zu Gott und die Solidarität mit den Armen und Leidenden können nicht voneinander getrennt werden."
Kritik an "Gleichgültigkeit und Zynismus"
In der acht Seiten langen Botschaft erinnert Franziskus an die "ausgestreckten Hände" von Pflegerinnen und Ärzten, Verwaltungsmitarbeitern und Apothekern, Priestern, Freiwilligen und anderen, die Menschen in der Pandemie helfen. "Die Hand entgegenzustrecken lässt vor allem den, der es tut, entdecken, dass wir fähig sind, Dinge zu vollbringen, die dem Leben Sinn verleihen", so der Papst weiter.
Gleichzeitig kritisiert er scharf "Gleichgültigkeit und Zynismus" jener, die "über eine Computertastatur Geldbeträge von einem Teil der Welt in einen anderen verschieben" und damit den "Reichtum von Oligarchien", das "Elend von Massen oder den Konkurs ganzer Nationen bestimmen". Ebenso verurteilt er Waffen- und Drogenhändler, Korruption sowie Gesetzgeber, die sich selbst nicht ans Recht halten.
Nicht wegsehen
Wie aufmerksam und engagiert jemand sich für Belange armer Menschen einsetzt, "darf nicht von der verfügbaren Zeit oder von privaten Interessen abhängen noch von blutleeren Pastoral- und Sozialprojekten", mahnt der Papst. Die Armen im Blick zu behalten sei "schwierig, aber notwendiger denn je". Es komme nicht auf viele Worte an, sondern darauf, "sein Leben konkret einzubringen".
Papst Franziskus hatte den Welttag der Armen 2016 eingeführt. Er wird jeweils am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen, dieses Jahr zum vierten Mal. Die dazugehörende Botschaft des Papstes wird meist schon im Juni veröffentlicht.