Der "Gott des Bundes", auf den Christen wie Juden sich mit der Bibel berufen, "will keine Bündnisse mit den einen auf Kosten der anderen, sondern Personen und Gemeinschaften, die Brücken der Gemeinschaft mit allen sind", betonte Papst Franziskus im Budapester Museum der Schönen Künste.
An den Verantwortlichen der Mehrheitsreligionen liege es, "in diesem Land die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Religionsfreiheit für alle respektiert und gefördert wird". Sie hätten eine Vorbildfunktion für alle: "Niemand soll sagen können, dass von den Lippen von Gottesmännern entzweiende Worte kommen, sondern nur Botschaften der Offenheit und des Friedens", mahnte der Papst.
Dank an Juden und Christen
Zwar ist Ungarn traditionell katholisch geprägt; der Bevölkerungsanteil der Katholiken sank jedoch in den vergangenen beiden Jahrzehnten rasant von gut 50 auf unter 40 Prozent. Evangelisch-reformierte sowie lutherische Christen machen die zweit- und drittgrößte Gruppe aus. Orthodoxe und freikirchliche Christen gibt es nur sehr weniger. Ihr Anteil liegt wie der der Juden jeweils unter einem Prozent.
In seiner Ansprache würdigte der Papst das Engagement und Zeugnis, trennende Mauern der Vergangenheit einzureißen. Juden wie Christen wollten im Anderen nicht länger einen Fremden, sondern Freund sehen. Gleichzeitig warnte Franziskus davor, andere absorbieren oder ghettoisieren zu wollen.
Zur Begrüßung dankte der Vorsitzende des Ungarischen Kirchenrates, der reformierte Bischof Jozsef Steinbach, dem katholischen Kirchenoberhaupt für seinen Besuch. Damit stärke dieser das Geschenk des christlichen Glaubens im Land. Dem Kirchenrat in Ungarn gehören zwölf christliche Konfessionen an.
"Den Menschen, das Ebenbild Gottes, ehren"
In Vertretung für den erkrankten Oberrabbiner Ungarns, Robert Fröhlich, erinnerte Budapests Rabbiner Zoltan Radnoti an "Bekehrung und Umkehr", die Leitgedanken der jüdischen Feste Rosch Haschana (Neujahr) und Jom Kippur (Versöhnungstag), die in diesen Tagen gefeiert werden. Juden wie Christen wüssten, was es bedeutet, Ausländer zu sein, für Glauben und Überzeugungen verfolgt zu werden. Gleichzeitig zeige die Geschichte unzählige Male, "dass diejenigen, die Liebe und Furcht Gottes in ihrem Herzen tragen", im anderen "den Menschen, das Ebenbild Gottes, ehren".
Zuvor hatte der Papst die katholischen Bischöfe des Landes eigens getroffen. Dabei verlas er einen vorbereiteten Text, sprach laut Angaben aus seiner Delegation dann aber auch frei.