Brasiliens Bischöfe zur Mikrozephalie-Diagnose

Keine Abtreibung bei Hirnschädigung

Die katholischen Bischöfe in Brasilien haben sich laut Medienberichten gegen eine Freigabe von Abtreibungen bei einer Mikrozephalie-Diagnose ausgesprochen. Damit stellten sie sich gegen entsprechende Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.

An Mikrozephalie erkranktes Kind / © Rafael Fabres (dpa)
An Mikrozephalie erkranktes Kind / © Rafael Fabres ( dpa )

Das berichtet die brasilianische Tageszeitung "Estado". "Mikrozephalie gibt es in Brasilien seit Jahren. Nun nutzt man die gegenwärtige Situation aus, um das Thema Abtreibung wieder auf die Tagesordnung zu bringen", zitiert die Zeitung den Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Leonardo Steiner. "Abtreibungen leisten einer Eugenik und der Auswahl perfekter Menschen Vorschub", so Steiner.

Mikrozephalie wahrscheinlich durch Zika-Virus verursacht

Seit September wurden in Brasilien 404 Säuglinge mit der Hirnschädigung diagnostiziert; rund 3.500 weitere Fälle werden derzeit noch untersucht. Experten sehen es als sehr wahrscheinlich an, dass die rasante Zunahme von Mikrozephalie durch das Zika-Virus verursacht wird.

Die WHO hatte die von der Zika-Epidemie betroffenen Länder vergangene Woche aufgefordert, Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln sowie Abtreibungen zu erleichtern. Allerdings ist eine sichere Diagnose meist erst zu einem späten Zeitraum der Schwangerschaft möglich.

Abtreibung in Brasilien umstritten

In Brasilien ist Abtreibung nur bei Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr für die Mutter erlaubt. Nach jahrelangen Diskussionen hatte der Oberste Gerichtshof zudem 2012 Abtreibungen im Fall von Anenzephalie erlaubt, also bei Föten ohne Gehirn. Jährlich werden in dem Land rund 1.500 legale Abtreibungen durchgeführt.


Quelle:
KNA