Brasiliens Landlosenbewegung startet Protestwoche

Der Kampf gegen die Monokultur

Die brasilianische Landlosenbewegung hat am Montag eine nationale Protestwoche gestartet, um ihre Forderung nach einer gerechten Bodenverteilung zu unterstreichen. Wie die Organisation in Sao Paulo erläuterte, ist die laut Verfassung vorgeschriebene Agrarreform in ganz Brasilien zum Erliegen gekommen und die Armut in den Landregionen nehme zu. Rund 150.000 Familien warteten in Lagern auf eine Zuteilung von Flächen, während die Konzentration des Bodenbesitzes fortschreite.

 (DR)

"Es wurde so wenig Agrarpolitik für die Kleinbauern gemacht, dass immer mehr Leute ihr Land verloren haben", erklärt Wolfgang Hees von Caritas International im domradio-Interview. Die Landlosenbewegung warf dem Staat vor, die exportorientierte Agrarwirtschaft von Großgrundbesitzern zu fördern, die kleinen und mittleren Landwirtschaftsbetriebe, welche die meisten Nahrungsmittel produzierten, jedoch zu benachteiligen. Sie rief dazu auf, ausländischen Unternehmen den Landkauf zu verbieten. Diese Firmen vergrößerten die Monokulturen in Brasilien, erhöhten die Armut und schädigten die Umwelt.

Keine Unterstützung für Kleinbauern
Große Hoffnungen seien zunächst in die Regierung gesetzt worden, die Agrarpolitik voranzubringen. „Das ist leider nicht passiert", sagt Hees. Stattdessen habe man den Export "bedient" um Handelsbilanzüberschüsse zu erzielen. "Das geht natürlich leicht über die großen Unternehmen", so Hees.
Ein weiterer Punkt sei das zweigeteilte Agrarministerium. „Es gibt dort ein Ministerium für das Agrobusiness und eines für die Agrarentwicklung - bloß sind die völlig ungleich in ihrer Bedeutung", sagt Hees. Das Businessministerium habe im letzten Jahr rund 58 Milliarden Reals Unterstützung erhalten, das Entwicklungsministerium jedoch nur zwölf. „Eine ganz eindeutige Bevorzugung der wenigen Großgrundbesitzer gegenüber der Masse der Kleinbauern", beobachtet Hees.

Agrarreform dringend notwendig
Die Organisation wandte sich zudem gegen das von Brasilia und Washington geschlossene Kooperationsabkommen zur Herstellung von Agrartreibstoffen. Das Abkommen sei eine Tragödie für die tropische Landwirtschaft und verwandele große Regionen besten Bodens in Zuckerrohr-Monokulturen.
Brasilien brauche jedoch ein „integrales Paket der Agrarreform", wie es schon von der Landlosenbewegung vorgestellt worden sei, meint Hees.  „Die Kleinbauern, die wieder auf das Land zurückkehren brauchen Häuser, Schulen und Kredite um ihre Produktion wieder anstoßen zu können."

Ob die Proteste noch Einfluss auf die Restamtszeit von Staatspräsident Lula haben werden "sei doch sehr infrage zu stellen". "Vielleicht werden die Erfolge mit den Regierungen der Bundesstaaten größer sein", so Hees. "Jetzt kommt es darauf an, die politisch Alliierten unter ihnen zu finden, die da mitmachen."

Das Land in Brasilien ist ungerecht verteilt: Ein Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe vereinigen 44% der landwirtschaftlichen Betriebsfläche auf sich, während 53% gerade mal 3% der Fläche bebauen können. Die Landlosenbewegung versucht dies mit Lobbyarbeit und friedlicher Landbesetzung zu ändern.