domradio.de: Wie ist die Lage bei Ihnen in Braunsbach?
Pfarrer Frieder Vogt (Evangelischer Pfarrer in Braunsbach): Viele Menschen auf der Straße, viele Einsatzkräfte: Polizei, Feuerwehr, Sanitäter. Wobei die Sanitäter Gott sei Dank weniger zu tun haben. Die Geröllmassen und die Autos wegzuräumen, die da umgekippt rumliegen und sicher entsorgt werden müssen, ist natürlich eine große Sache.
domradio.de: Mit so einer Situation rechnet man ja nicht: Dass große Teile des Ortes innerhalb von einer Nacht so mitgenommen werden. Wie gehen die Menschen damit um?
Pfarrer Vogt: Ich würde sagen, es ist eine Art Schockstarre. Im ersten Moment denkt man, dass sie fast gelassen sind. Aber das kann ja nicht sein. Eine Frau hat gesagt: 'Mit dem Heulen fange ich erst morgen an. Jetzt ist einfach was zu tun.' Die Aufräumarbeiten lenken ein Stück weit ab von dem Schaden, der an den Häusern und am Inventar entstanden ist.
domradio.de: Die erste Hilfe im Ort wird schon geleistet. Was passiert da im Moment an Arbeiten?
Pfarrer Vogt: Vor allem werden die Geröllmassen weggeräumt und Gebäude abgesichert, die einzustürzen drohen. Man muss ja auch aufpassen, dass man in der Eile nicht etwas macht und dann passiert noch etwas. Bisher sind ja Gott sei Dank keine Personen zu Schaden gekommen.
domradio.de: Sehen Sie sich als Seelsorger in der Verantwortung, den Menschen zu helfen?
Pfarrer Vogt: So gut, wie es geht. Ich war dort und habe angeboten, wenn jemand das Ereignis psychisch oder seelisch nicht verkraftet, dass ich dann da wäre. Ich habe jetzt auch schon mit ein paar Menschen gesprochen. Ich denke, wichtig ist bei all dem auch, dass jemand da ist, dem sie es erzählen können, was alles kaputt ist.
domradio.de: Wie lange wird es dauern, bis Ihr Ort wieder so aussieht wie vorher?
Pfarrer Vogt: Ich habe schon von verschiedenen Zeiträumen gehört. Manche haben gesagt Wochen, manche Monate, manche auch Jahre. Der Ort Braunsbach ist nicht mehr so, wie er mal war. Der ist ziemlich zerstört.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.