Breslau und Krakau laden ein

Polen 2016

2016 lohnt eine Reise ins Nachbarland Polen. Besonders Breslau schmückt sich, denn es wird Kulturhauptstadt. Und Krakau ist Gastgeberstadt des Weltjugendtages. domradio-Reisen mit einem Besuch vorab.

 (DR)

In Breslau herrschten einst abwechselnd polnische, böhmische und preußische Könige und Herzöge. Alle haben in der niederschlesischen Metropole ihre Spuren hinterlassen. Breslau, das heute Wroclaw heißt, hat von diesem Aufeinandertreffen profitiert

- so sehen es zumindest viele Einwohner. Das Zusammenspiel verschiedener Kulturen in ihrer mehr als 1.000-jährigen Geschichte ist eine der Botschaften, die die viertgrößte Stadt Polens vermitteln will, wenn sie 2016 zusammen mit dem nordspanischen San Sebastian den Titel Kulturhauptstadt Europa trägt.

Deutsche Geschichte lange tabu

Seit 1945 gehört Breslau wieder zu Polen. Nahezu alle deutschen Bewohner flohen am Ende des Zweiten Weltkriegs aus der fast vollständig zerstörten Stadt. Vor allem Polen aus dem Osten, die aus den Gebieten vertrieben wurden, die von da an zur Sowjetunion gehörten, bauten die Stadt wieder auf. Heute leben rund 630.000 Menschen hier, etwa so viele wie vor dem Krieg.

Lange war die deutsche Geschichte der Stadt tabu. Historische deutsche Schriftzüge wurden getilgt. Die Angst war groß, die Deutschen könnten zurückkommen. So betrieb 1965 auch Polens Kardinalprimas Stefan Wyszynski Geschichtsklitterung, als er pathetisch behauptete: «Hier sprechen die Steine polnisch.» Die deutschen Errungenschaft der Stadt, ihre gesamte deutsche Geschichte, verschwieg er bei der 20-Jahr-Feier der polnischen Kirche in den Oder-Neiße-Gebieten.

Ein offenes Wroclaw erschaffen

Inzwischen begreift die Stadt auch das hinterlassene deutsche und jüdische Erbe als ihr eigenes. Es wird nicht mehr verschwiegen, sondern an die Leistungen aus jener Zeit erinnert. «Indem wir die Geschichte und die Multikulturalität respektiert haben, haben wir ein offenes Wroclaw erschaffen, mit einer außergewöhnlich interessanten Kultur, mit Ambitionen, ein modernes und interessantes Wroclaw», sagt Oberbürgermeister Rafal Dutkiewicz.

Viertel des gegenseitigen Respekts steht für religiöse Toleranz

Nicht nur im Bereich der Kultur - auch in Sachen Religion bemühen sich die Bewohner um Toleranz. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Viertel des gegenseitigen Respekts. In nur 300 Metern Entfernung befinden sich hier vier verschiedene Gotteshäuser. Neben den Kirchen der lutherischen, der katholischen und der orthodoxen Gemeinde wurde 2010 auch die jüdische «Synagoge zum Weißen Storch» wiedereröffnet. Vor allem sie ist ein Zeichen des Miteinanders.

Krakau - Die italienische Stadt des Ostens

Krakau ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen und liegt im Süden von Polen. Mit ihren rund 760.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt des Landes und beseitzt von den polnischen Städten, durch ihre Architektur, den größten Wiedererkennungswert.

Die Krakauer Altstadt wurde ab 1257 um den Rynek Główny, den mit 200 mal 200 Metern größten mittelalterlichen Marktplatz in Europa angelegt. Von dort zweigen elf Straßen ab. Die schachbrettartig angelegte Altstadt war früher von einer Stadtmauer umgeben. Heute kann man sie auf den Planty, einer Grünanlage mit Spazierwegen, umrunden. Den Mittelpunkt des Marktes bilden die Tuchhallen, die sogenannte Sukiennice, die Tuchhallen. Sie erhielten ihre heutige Form im Stil der Renaissance im Jahre 1555.

Das historische Zentrum von Krakau befand sich bereits auf der ersten Liste des Welterbes der Menschheit, die von der UNESCO 1978 veröffentlicht wurde. Es umfasst neben der Altstadt auch den Wawelberg mit Burg und Kathedrale sowie das ehemals jüdische Viertel Kazimierz.

Gastgeberland für die Jugend

2016 ist Krakau Gastgeberstadt für den Internationalen Weltjugendtag. Es werden rund 2 Millionen Menschen in Krakau erwartet. Eine Veranstaltung dieser Größe hat es bisher in Krakau nicht gegeben. Aus dem Grund werden einige Veranstaltungen aus dem Stadtzentrum ausgelagert. Die Vigil und die Abschlussmesse mit Papst Franziskus werden auf einem dafür extra angelegten Feld an der Stadtgrenze von Krakau gefeiert – dem Campus der Barmherzigkeit.

Eine wichtige Rolle wird natürlich auch der Initiator der Weltjugendtage spielen, der Heilige Papst Johannes Paul II. Er ist und bleibt ein lebendiges Beispiel dafür, wie man Jugendliche für den Glauben begeistern kann.

Die offizielle internationale Webseite des Weltjugendtages: www.krakow2016.com/de/