Brief der deutschen Bischöfe an die Priester

Verantwortung für die Sendung der Kirche

Die Bischöfe in Deutschland suchen das Gespräch mit den Priestern über veränderte Aufgaben und Herausforderungen für die Seelsorge. Dabei gehe es auch um die Beheimatung des Priesters, priesterliche Wohnformen und das Miteinander von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, heißt es in einem Schreiben an die Diözesanpriester.

 (DR)

Die Bischöfe rufen die Priester angesichts massiver Veränderungen in Kirche und Gesellschaft zu einem Dialog über die Zukunft der Seelsorge auf. Der Abschied von den klassischen Gemeinden und die Einrichtung größerer "pastoraler Räume" löse nicht selten "ein Gefühl von Verunsicherung oder Überforderung" aus, heißt es in dem siebenseitigen Schreiben, das am Freitag in Bonn veröffentlicht wurde.



Es gelte, sich neu darüber zu verständigen, "welche Aufgaben in der Führung einer großen Pfarrei konkret zum Leitungsdienst eines Priesters gehören und mit welchen leitenden Aufgaben auch andere Dienste beauftragt werden können", so die Bischöfe in ihrem Brief, den sie auf der jüngsten Herbstvollversammlung in Fulda verabschiedete hatten. In den Blick genommen werden sollten auch die Chancen, die sich aus der geänderten Situation ergäben. In den neuen pastoralen Räumen könnten sich Seelsorger "mit einer großen Vielfalt an Charismen und Begabungen einbringen".



Bedeutungsverlust der Kirche in der Öffentlichkeit

Ausdrücklich gehen die Bischöfe auf den Bedeutungsverlust der Kirche in der Öffentlichkeit ein. Die Gesellschaft sei immer schwerer für die kirchliche Botschaft erreichbar. Zudem hätten Geistliche nach dem Missbrauchsskandal und durch Debatten um den Zölibat mit Pauschalurteilen zu kämpfen. "Ungezählte Priester leben ihre Berufung in Treue und Wahrhaftigkeit", betonen die Bischöfe. "Wir weisen darum jeden Generalverdacht zurück, der sich gegen Priester oder die zölibatäre Lebensform richtet."



Gleichwohl seien manche Seelsorger "enttäuscht oder resigniert oder auch ausgebrannt". Selbstkritisch fragen sich die Bischöfe, "ob und wo wir für die Situation unserer Priester zu wenig aufmerksam waren". Diese erwarteten zu Recht, dass sie sich mit ihren Bischöfen über die Veränderungen in der Kirche, über die erfahrenen Belastungen wie über die Hoffnungszeichen in der Pastoral austauschen könnten.



Zentrum der priesterlichen Arbeit bleibe weiterhin die Verkündigung des Evangeliums, die Feier der Sakramente und der Einsatz für die Armen, betonen die Bischöfe. "Priesterlicher Leitungsdienst ist nicht auf die Vermehrung der eigenen Macht oder zur Herrschaft über die anderen ausgerichtet, sondern darauf, dass alle Gläubigen ihre je eigene Verantwortung für die Sendung der Kirche erkennen und wahrnehmen können."



Der Dialog "über den priesterlichen Dienst heute" soll nach dem Willen der Bischöfe unter drei Perspektiven geführt werden: "Sehen, was ist", "tun, was möglich ist", "lieben, was ewig ist". Ein konkreter Fahrplan für die angestrebten Gespräche ist laut Auskunft eines Sprechers der Bischofskonferenz derzeit nicht vorgesehen. In Deutschland gibt es jüngsten Angaben zufolge 12.500 Weltpriester und 2.200 Ordenspriester.