Die Kirche, die spanische Krone und der mexikanische Staat sollten öffentlich um Verzeihung bitten für die seit der Eroberung an den Urvölkern verübten Verbrechen, hieß es in einem Schreiben, das Mexikos First Lady Beatriz Gutiérrez Müller am Samstag Papst Franziskus im Vatikan übergab.
500 Jahre Eroberung Mexikos
2021 jährt sich zum 500. Mal die Eroberung des heutigen Mexikos durch die spanischen Konquistadoren um Hernán Cortés. In seinem Schreiben an den Pontifex bat der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador auch um einige Leihgaben für das Jubiläumsjahr wie den Borgia-Kodex, ein aztekisches Manuskript, Karten der früheren Azteken-Hauptstadt Tenochtitlán und Dokumente der Náhuatl- und Tolteken-Kulturen aus den Beständen des Vatikans.
Der Linksnationalist López Obrador präsentiert sich häufig als Anwalt der Urbevölkerung. Rund 15 Millionen der etwa 126 Millionen Mexikaner gehören einer der zahlreichen indigenen Gemeinschaften wie Náhuatl, Maya und Zapoteken an. Viele leben in Armut und haben nur schlechten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung.
Forderung bereits Anfang 2019
Bereits Anfang 2019 hatte Lopez Obrador gefordert, der Papst sowie der spanische König sollten für Verbrechen an den indigenen Völkern um Vergebung bitten. Zu diesem Zweck ließ das mexikanische Staatsoberhaupt Briefe an Franziskus und König Felipe VI. verschicken. Vor allem in Spanien stieß der Vorstoß auf Unverständnis.
2021 könne ein Jahr der "historischen Aussöhnung" werden, hieß es damals in den beiden Schreiben. Das Gedenkjahr 2021 ist für Mexiko aus mehreren Gründen besonders wichtig. Im Jahr 1521 fiel die Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan an die spanischen Eroberer, 1821 erlangte Mexiko seine Unabhängigkeit.