Die Arbeit im Weihnachtspostamt in Engelskirchen

Briefe für das Christkind

Frieden und das Ende der Corona-Pandemie wünschen sich drei Mädchen aus Israel in diesem Jahr zu Weihnachten. Ihre Wunschliste schicken sie an das Christkind - nach Engelskirchen in Deutschland.

Autor/in:
Beate Laurenti und Anita Hirschbeck
Eine Mitarbeiterin der Christkindpostfiliale sortiert Antwortbriefe / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Mitarbeiterin der Christkindpostfiliale sortiert Antwortbriefe / © Harald Oppitz ( KNA )

Ein selbst gemaltes Engelchen ziert die linke obere Ecke des Kuverts. Ordentlich mit hellblauer Farbe ist sein Kleid ausgemalt, sichtbar von Kinderhand. "An das Christkind, 51777 Engelskirchen" steht in der anderen Ecke. Mit einem schweren Brieföffner reißt Birgit Müller vorsichtig die Kante auf.

Die 61-Jährige sitzt an ihrem Schreibtisch zwischen Kisten und Stapeln Hunderter Kinderbriefe im Christkindpostamt Engelskirchen. Hier, im Bergischen Land, hat die Deutsche Post eine von bundesweit sieben Weihnachtspostfilialen eingerichtet.

150.000 Wunschzettel

Jahr für Jahr schicken Kinder aus der ganzen Welt ihre Wunschbriefe an das Christkind, den Weihnachtsmann oder den Nikolaus. Allein in Engelskirchen kamen 2020 rund 150.000 Wunschzettel an. Müller und 16 weitere Freiwillige helfen seit Mitte November dabei, die diesjährigen Schreiben zu beantworten. Nun öffnet sie den Umschlag mit dem Engel und zieht eine pinke Karte hervor. "Aus Israel", sagt sie.

Einige Tage zuvor: Die Schwestern Miah, Yara und Lina sitzen an ihrem Küchentisch in Jerusalem. Stolz hält die fünfjährige Lina ihre selbstgebastelte Karte in der Hand. Auf dem pinken Karton funkeln Sterne in Blau, Gold, Lila und Rot. Die siebenjährige Miah hat ein Christkind auf einen weißen Briefumschlag gemalt. Mit einem "goldenen Ring auf dem Kopf" und einem blauen Kleid. "Engel leben im Himmel und da finde ich himmelblau einfach schön", erklärt sie.

"Dass Corona weggeht"

Die Mädchen können Deutsch, weil ihre Mutter aus der Schweiz kommt. Mit zehn Jahren ist Yara die Älteste. Vor ihr liegt ein leeres Blatt, in der Hand hält sie einen Bleistift. Miah fällt schnell etwas ein, das Yara aufschreiben soll: "Dass Corona weggeht." Zwar sei die Situation in Jerusalem "nicht so schlimm", aber sie wolle ihre Oma wiedersehen und die lebe in der Schweiz.

Auch Yara wünscht sich etwas. "Frieden in Israel" sagt sie und setzt den Stift an. Ihre kleine Schwester Miah ergänzt: "Das mit dem Frieden ist hier so, wir haben eigentlich viel Krieg, der dauert aber dann nur vier Tage." - "Nein, ein paar Wochen", verbessert Yara. Schließlich kommen noch eine Barbie, Lego und ein "Lustiges Taschenbuch" auf die Wunschliste.

Andere Wünsche als früher

In Engelskirchen liest Birgit Müller den Brief aufmerksam durch. Corona ist in vielen Schreiben ein Thema, erzählt sie. Ansonsten hätten sich die Wünsche der Kinder in den vergangenen 30 Jahren - Müller ist die dienstälteste Helferin des Christkinds - merklich verändert. So hätten sich in den 1990-ern viele Mädchen und Jungen einen Gameboy oder Nintendo-Spiele gewünscht. Heute stünden zum Beispiel Zeit mit der Familie, mehr Klimaschutz oder Hilfe für Geflüchtete auf den Listen. "Die Kinder nehmen am Weltgeschehen teil und machen sich ihre eigenen Gedanken", sagt Müller.

Während sie das Adress-Etikett für das Rückschreiben an Miah, Yara und Lina ausdruckt, öffnen weitere Freiwillige im Weihnachtspostamt Briefe. Die Pandemie hat auch ihre Arbeit verändert. Abstand halten, Lüften und Maske tragen gilt auch für die Helferinnen und Helfer des Christkinds.

Antwortschreiben für alle

Trotzdem bleibt die Stimmung adventlich. Buschiges Grün und glänzende Kugeln hängen unter der Decke. Mehrere Weihnachtsbäume schmücken die Filiale. An rot verkleideten Wänden hängen bunt bemalte Briefe aus Frankreich, den USA und China.

Die Freiwilligen packen vorgedruckte Antwortschreiben in Umschläge - etwa auf Englisch, Spanisch, Russisch und sogar in Blindenschrift. Dazu gibt es einen Bastelbogen und bedruckte Weihnachtskarten. Rechtzeitig vor dem Fest sollen die Mädchen und Jungen Post vom Christkind bekommen.

Ein anderer Blick auf Weihnachten

Müller nimmt einen goldenen Stift und Blanko-Papier. Sie will Miah, Yara und Lina zusätzlich ein paar persönliche Zeilen vom "Christkind und den Engeln" schreiben. Die Arbeit im Postamt hat ihren Blick auf Weihnachten bereichert, wie sie sagt. In den Briefen der Kinder merke sie, dass es eben nicht nur um Kommerz gehe. "Da ist noch so eine Ehrlichkeit dahinter. Man kann wirklich in das Herz der Kinder schauen."

Schließlich macht die Helferin den Umschlag zu und klebt zwei Sondermarken darauf. Morgen kommt der Postbote, sagt sie. Dann geht der Christkindbrief zurück nach Jerusalem.


In der Christkindpostfiliale werden drei Antwortbriefe vorbereitet / © Harald Oppitz (KNA)
In der Christkindpostfiliale werden drei Antwortbriefe vorbereitet / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA