Das sagte der belgische Primas im Interview der niederländischen Wochenzeitung "De Zondag". Es gebe Menschen, für die eine Zölibatsverpflichtung "unmöglich" sei und die dennoch eine Chance erhalten sollten, Priester zu werden, so De Kesel. Er denke an die katholische Kirche des Ostens, wo verheiratete Männer bereits Priester werden könnten.
De Kesel betonte, es werde mindestens eine Generation dauern, bis die "Wunden" des Pädophilie-Skandals in der belgischen Kirche verheilt seien. Im Juni 2010 hatte Benedikt XVI. De Kesel zum Bischof von Brügge ernannt. Sein Vorgänger Roger Vangheluwe hatte auf öffentlichen Druck zurücktreten müssen, weil er seinen Neffen über Jahre sexuell missbraucht hatte.
De Kesel äußerte sich besorgt darüber, dass Menschen Religion vermehrt zu ihrer "Privatangelegenheit" machen wollten. "Es ist wichtig für unser Land, dass es neben dem Islam auch ein lebendiges Christentum gibt", so De Kesel. Die Kirche müsse die neue soziale Situation, die Säkularisierung und den Islam akzeptieren. Es sei jedoch unklug, das Christentum zu marginalisieren. "Kein Glaube - auch der Islam nicht - kann ein Monopol erwerben", sagte De Kesel.
Eine Gesellschaft funktioniere nur dann, wenn alle Menschen, egal welchen Glaubens, respektiert würden. Die islamfeindlichen Äußerungen eines belgischen Priesters aus der vergangenen Woche kritisierte er als "nicht förderlich" für den Aufbau einer Gesellschaft.
De Kesel (68) hatte im Dezember das Amt des Erzbischof von Mecheln-Brüssel übernommen. Damit ist er gleichzeitig Primas von Belgien.