Buch über Kirchenwiedereintritt

Gesucht: Paulus oder Augustinus

Hans-Jürgen Vogelpohl ist ein moderner Missionar mit einfachen, aber originellen Ansichten. Er will vor allem die aus der Kirche Ausgetretenen und Fernstehenden erreichen. Und ist sich dabei bewusst, wie schwer das ist. Nun versucht er es mit einem Buch und prominenter kirchlicher Begleitung.

Autor/in:
Gerd Felder
 (DR)

"Die Kirche spricht nicht mehr die Sprache des Volkes", sagt Hans-Jürgen Vogelpohl, ehemaliger Bundespolizeipfarrer in Bayern. "Und warum nicht? Weil sie nicht mehr bei den Menschen ist." In seinem neuen Buch "Unsere Tür steht immer offen" wendet der 71-Jährige sich an die Zweifler, Skeptiker und Ausgetretenen - mit zwölf Punkten, warum man in der Kirche bleiben oder in sie wieder eintreten soll. Co-Autoren sind unter anderen der Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf und Münsters Alt-Bischof Reinhard Lettmann. Am Dienstag wurde das Buch im münsterländischen Dorsten-Lembeck vorgestellt.



Vogelpohl, der inzwischen in Münster lebt, bringt engagiert auf den Punkt, worin sich sein Buch von anderen Büchern unterscheidet: "Es ist nicht am Schreibtisch entstanden, die Autoren kommen aus der Praxis, es spricht eine einfache Sprache, bietet Lösungen an, und nicht zuletzt stimmt die Mischung der Beiträge und Verfasser."



Verkündigung statt Streit

Um Menschen heute erreichen zu können, müsse man ein Netzwerk aufbauen. Davon ist der rührige Ruheständler zutiefst überzeugt. Und vor allem: Statt sich über Gottesdienstzeiten oder Nüchternheitsgebote zu streiten, müsse die Kirche ihre Kernbotschaft verkünden: "Die besteht eigentlich nur darin, Gott zu loben und zu danken." Vogelpohl gerät beinahe in Rage, wenn er darauf zu sprechen kommt, warum die Kirche den Menschen nicht mehr vermitteln kann, was man bei ihr alles bekommt. Pfarrer machten häufig keine Hausbesuche mehr, Religionslehrer würden nicht mehr ernst genommen, weil sie nur noch Sozialkunde betrieben, und in Generalvikariaten wage aus vorauseilendem Gehorsam heraus niemand mehr, seine Meinung zu sagen. Bei den Theologen aber werde viel zu viel aus dem Kopf heraus und zu wenig aus dem Herzen heraus gemacht.



Auf der anderen Seite aber steht die große Schar derjenigen, die skeptisch-distanziert zur Kirche stehen oder ausgetreten sind, aber nach Sinn und Orientierung hungern. Weitaus die meisten von ihnen - so ist Vogelpohls Erfahrung - fragen nach dem Sinn des Lebens; und das viel ehrlicher, als man landläufig annehme. Vogelpohl rät, ihnen entgegenzukommen und mit Hilfe der richtigen "Verpackung" das Gespräch mit ihnen zu suchen. "Wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Und wir müssen dringend Antworten auf das große Burn-out-Problem oder die hohe Suizidrate finden."



Die Tür zur Kirche steht jedem jederzeit offen

Letztlich, daraus macht der frühere Polizeipfarrer keinen Hehl, müsse es in dem betreffenden Seelsorger brennen, um andere zum Glühen zu bringen. "Wir brauchen auch heute einen Saulus, der zum Paulus wird, oder einen Lebemann, der - wie der heilige Augustinus - Bischof wird. Solche Vorbilder muss die Kirche suchen und entdecken."



Das schmale, handliche Büchlein ist nichts für theologische Feinschmecker oder feinsinnige religiöse Denker. Aber es schließt mit griffigen, einfachen Botschaften eine Marktlücke. Seine ermutigende Botschaft lautet: Die Tür zur Kirche steht jedem jederzeit offen. Es lohnt sich, in der Kirche zu sein, weil wir in ihr Gemeinschaft im Glauben erfahren, die Botschaft Jesu hören, Antworten auf die Fragen des Lebens und Werte vermittelt bekommen, Wertschätzung, Trost und gemeinsame Freude erfahren und Nächstenliebe weitergeben können. Vielleicht muss das alles heute so einfach und klar ausgesprochen werden.



Hinweis: Hans-Jürgen Vogelpohl (Hrsg.), Unsere Tür steht immer offen - Die Einladung gilt. Benno-Verlag, Leipzig 2012, 5,00 Euro.