"Ja, da gab es eine Verliebtheit in seinem Studium, die sehr ernst war", sagte Seewald im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag) in Bonn. Das habe Benedikt schwer zu schaffen gemacht. "Die Entscheidung für den Zölibat ist ihm nicht leichtgefallen", erklärte Seewald, dessen neues Interviewbuch "Benedikt XVI. - Letzte Gespräche" am Freitag erscheint.
Wirkung auf Frauen
Joseph Ratzinger sei ein sehr "smarter Typ gewesen, ein hübscher junger Mann, ein Schöngeist, der Gedichte schreibt und Hermann Hesse liest". Einer seiner Kommilitonen habe Seewald erzählt, Benedikt hätte "durchaus eine Wirkung auf die Frauen gehabt - und umgekehrt auch".
Benedikt XVI. sei heute aber mit sich im Reinen, so Seewald weiter. "Man merkt, er hat sein Leben gelebt." Er wolle nicht sagen, dass Benedikt des Lebens müde sei, sagte Seewald. Aber der emeritierte Papst habe einfach alles gegeben. Der 2013 zurückgetretene Benedikt XVI. habe selber nicht mehr damit gerechnet, dass er nach dem Amtsverzicht noch lange leben würde.
Langjährige Arbeitsbeziehung
Zwischen Seewald und dem einstigen Kardinal Joseph Ratzinger und späteren Papst Benedikt XVI. besteht eine langjährige Arbeitsbeziehung. Schon 1996 stand Ratzinger dem Journalisten für das Interviewbuch "Salz der Erde" Rede und Antwort. Später erschienen die Interviewbücher "Gott und die Welt" (2000) sowie während des Pontifikats das weltweit beachtete Buch "Licht der Welt" (2010). In "Letzte Gespräche" zieht der zurückgetretene Papst auch eine Art Bilanz seines Pontifikats.