Bürgerkriegsähnliche Zustände in Hauptstadt

Krise in Bolivien

Drei Todesopfer und Hunderte Verletzte - so lautet die vorläufige Bilanz von Auseinandersetzungen in Boliviens Hauptstadt Sucre. Auslöser der Gewalt war der Streit um eine neue Verfassung und Sucre selber.

 (DR)

Schwere Kämpfe
Anhänger und Gegner von Präsident Evo Morales, Studenten und Sicherheitskräfte lieferten sich auch am Sonntag schwere Kämpfe. Die Abgeordneten der Verfassungsgebenden Versammlung wurden laut Medienberichten unter Polizeischutz aus der Stadt gebracht.

Auslöser der Unruhen war die überraschende Annahme der neuen Verfassung mit den Stimmen der Regierungspartei MAS (Bewegung zum Sozialismus). Die Opposition war bei der Abstimmung nicht anwesend und erklärte diese daraufhin für nichtig.

Die Frage einer alleinigen Hauptstadt
Einer der Hauptstreitpunke ist die Frage einer alleinigen Hauptstadt. Bislang ist Sucre die offizielle Hauptstadt Boliviens und La Paz Sitz der Regierung. Weitere Konfliktpunkte sind die künftigen Rechte der nach Autonomie strebenden Provinzen und die Frage, ob eine Wiederwahl des Präsidenten möglich sein soll.

Erklärtes Ziel von Morales ist zudem, die jahrhundertelange Diskriminierung der indigenen Bevölkerungsmehrheit zu beenden. Die Opposition fürchtet deren einseitige Bevorzugung.

Morales und Kirche rufen zu Ruhe auf
Der Präsident rief am Sonntag in einer Ansprache an die Nation zu Ruhe auf. Die neue Verfassung werde vom Volk angenommen werden. Auch die bolivianischen Bischöfe gingen mit der Bitte an die Öffentlichkeit, die Kämpfe einzustellen und den Frieden zu suchen. Mittels Dialogs müsse gemeinsam die Zukunft des Landes gestaltet werden, sagten Vertreter der Bischofskonferenz am Sonntag vor Journalisten.

Die Verfassungsgebende Versammlung muss nun noch bis zum 14.
Dezember über jeden einzelnen Artikel der neuen Verfassung abstimmen, ehe sie in einem Referendum vom Volk angenommen werden soll.