Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte am Dienstag vor zu hohen Erwartungen an die deutsche Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2007 gewarnt. Er gab aber gemeinsam mit Merkel als oberstes Ziel einen Durchbruch in der Verfassungsdebatte an. Die EU-Verfassung muss in allen künftig 27 Mitgliedstaaten angenommen werden, um in Kraft treten zu können. Frankreich und die Niederlande hatten 2005 in Referenden den Verfassungsvertrag abgelehnt.
Meisner: Es fehlt die Freude an Gott
Wenn eines derzeit besonders in Deutschland fehlt, dann ist es die Freude an Gott. Davon ist der Kölner Kardinal Joachim Meisner überzeugt. Zum Weihnachtsfest wünscht er sich daher vor allem freudigere Katholiken. Ob er auch irdische Wünsche hegt, verriet er am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln.
Interview im Wortlaut
KNA: Herr Kardinal, was ist Ihr größter Wunsch zu Weihnachten?
Meisner: Ich möchte, dass die mir anvertrauten Gläubigen und die Kirche in Deutschland wieder Freude an Gott finden. Die Freude an Gott ist unsere Stärke, heißt es in der Heiligen Schrift.
Nachlassende finanzielle Mittel und rückläufige Priesterberufungen sind wichtige Fragen, und ich will sie nicht relativieren. Aber wenn die Freude an Gott da ist, rücken sie in die zweite Reihe. Dann wissen die Menschen, wozu wir als Kirche auf der Welt sind: nicht um Politik zu machen, sondern um das Reich Gottes mit aufzubauen. Der Mensch braucht heute nichts nötiger als Freude.
KNA: Haben Sie auch einen irdischen Wunsch?
Meisner: Ja, das würde ich schon sagen. Ich wünsche mir, dass meine Termine im kommenden Jahr etwas weniger werden. Ich habe meinem Sekretär schon gesagt, dass er da etwas restriktiver sein soll. Aber wenn ich in den Kalender sehe, sind die Tage schon angefüllt. Und es kommen immer neue Anfragen hinzu. Mir fehlt eben der Mut, öfter mal Nein zu sagen.
KNA: Und was wäre Ihr politischer Wunsch?
Meisner: Deutschland übernimmt 2007 die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union. Wenn die EU mehr sein will als eine Währungsunion oder ökonomische Gemeinschaft, dann wird es nicht gehen ohne eine Verfassung, die in der christlichen Tradition unseres Erdteils steht. Die CDU wird darum, wenn sie sich selber ernst nimmt, unter ihrer Bundeskanzlerin Angela Merkel hoffentlich alles daran setzen, den Gottesbezug in die EU-Verfassung hineinzubringen.
Interview: Viola van Melis (KNA)
Bundeskanzlerin soll sich während Ratspräsidentschaft einsetzen
Kardinal Meisner für Gottesbezug in EU-Verfassung
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgerufen, sich während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für eine Verfassung in christlicher Tradition einzusetzen. "Wenn die EU mehr sein will als eine Währungsunion oder ökonomische Gemeinschaft, dann wird es nicht gehen ohne eine Verfassung, die in der christlichen Tradition unseres Erdteils steht", sagte er am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. Wenn die CDU sich selber ernst nehme, solle sie alles daran setzen, "den Gottesbezug in die EU-Verfassung hineinzubringen".
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