Bundesregierung will eine Million Elektroautos auf die Straßen bringen - Kritik an fehlenden Kaufanreizen

PS aus der Steckdose

Die Bundesregierung will mit einem ehrgeizigen Plan dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen und die Abhängigkeit Deutschlands von Ölimporten reduzieren. Dazu beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch den Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Grünen kritisierten den Plan.

Autor/in:
Jürgen Wutschke
 (DR)

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) teilten im Anschluss mit, dass bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen fahren sollen. Für die Umsetzung des Plans stünden insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Zentrum des Entwicklungsplans steht den Angaben zufolge die Entwicklung der Batterietechnologie sowie die Einbindung der neuen Technologien in die Infrastruktur. Beide Ressortchefs versicherten, dass zur Energieversorgung keine weiteren Kraftwerke erforderlich seien. Der zusätzliche Energiebedarf werde nur um 0,3 Prozent steigen.

Weiter betonten beide Minister, dass Deutschland mit dem Plan zum weltweiten «Leitmarkt für Elektromobilität» werden solle. Dies sei ein «ehrgeiziger aber machbarer Plan», sagte Guttenberg. Allerdings verwies er darauf, dass der Verbrennungsmotor seine Bedeutung «in absehbarer Zeit behalten» werde. Daher müsse dessen Effizienz weiter zu steigern.

Elektromobilität aus der Nische holen
Tiefensee zufolge komme es nun darauf an, die «Elektromobilität aus der Nische zu holen und in den Markt zu führen». Dabei sollten die aus acht Modellregionen gewonnen Erkenntnissen zur Elektromobilität Grundlage für aus Deutschland kommenden zukünftig europaweit angewandten Standards sein.

Wissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) betonte in einer Erklärung, dass «völlig neue Fahrzeugkonzepte mit einer alternativen Tank-Infrastruktur» erforderlich seien. Allein für die Batterie-Forschung werde das Ministerium 170 Millionen Euro aufwenden, für die Elektromobilität insgesamt rund 200 Millionen Euro. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte im ARD-«Morgenmagazin», die neue Technologie an die Nutzung erneuerbarer Energien zu koppeln.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßt den Plan. Für alle künftigen Antriebskonzepte sei das elektrische Fahren für eine nachhaltige zukunftsgerichtete Mobilität zentral, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Allerdings werde es «die klassischen Antriebe noch für eine lange Übergangsphase» geben. «Vorerst hat der Verbrennungsmotor noch nicht ausgedient», sagte er.

Falsche Erwartungen?
Der Spitzenkandidat der Grünen, Jürgen Trittin, kritisierte, dass die Bundesregierung anders als andere Länder keine konkreten Kaufanreize gebe. Vielmehr habe sie mit der Abwrackprämie der «den Markt für Elektrofahrzeuge plattgemacht», sagte er.

Laut VCD weckt die Bundesregierung mit dem Entwicklungsplan falsche Erwartungen beim Verbraucher. Anfangs werden Elektroautos bis zu 20 000 Euro teurer sein als Benziner oder Diesel. Zugleich verwies der Club darauf, dass die deutsche Autoindustrie kein einziges elektrisch betriebenes Serienfahrzeug anbiete.

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes waren zu Jahresbeginn deutschlandweit 55 Millionen Fahrzeuge registriert, davon knapp 22 300 Pkw mit Hybrid- und weniger als 1500 mit Elektroantrieb.