Bundesweiter Tag des offenen Denkmals lädt zur Spurensuche

Tatort Denkmalschutz

Manchmal braucht es kriminalistischen Spürsinn, um ein Denkmal zu entschlüsseln. Am Tag des offenen Denkmals soll deutlich werden, wie Archäologen, Historiker, Handwerker und Denkmalschützer zusammenarbeiten.

Autor/in:
Christoph Arens
Schloss Neuschwanstein / © VOJTa Herout (shutterstock)

Denkmäler erzählen die Geschichten - über ihre Bewohner und ihre Erbauer. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen - manchmal sind es unscheinbare Verfärbungen, Bauschäden oder versteckte Symbole, die dabei helfen, ein Denkmal oder Bauwerk zu entschlüsseln.

Dafür soll der bundesweite Tag des offenen Denkmals am 11. September ein Bewusstsein schaffen. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto "KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz". Zum 30. Mal lädt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zum nach ihren Angaben größten Kultur-Event in Deutschland.

Über 5.000 Denkmale öffnen für Besucher

Nach zwei Corona-Jahren mit großen Einschränkungen können die Organisatoren wieder mit deutlich mehr Veranstaltungen vor Ort aufwarten. Nach bisherigem Stand öffnen über 5.000 Denkmale für Besucher. Verstärkt werden auch Freiluftveranstaltungen wie ein Fotowettbewerb, Fahrradtouren, Stadtrundgänge oder Rallyes angeboten.

2020 hatte es einen weitgehend digitalen Denkmaltag gegeben - der nach Einschätzung der Veranstalter aber zu einem überraschenden Erfolg wurde, weil viele Anbieter neue Formen der Präsentation ausprobierten. 2021 gab es einen Mix aus digitalen Formaten und Live-Erlebnissen.

Wo ist der wohl älteste Kirchendachstuhl?

Tatort Denkmal: "Historische Bausubstanz ist reich an Indizien und Beweismaterial, die es zu entdecken gilt", motiviert die Stiftung Denkmalschutz zur Beteiligung an dem Event. Was verraten freigelegte Wandmalereien über die ursprüngliche Ausstattung eines Denkmals? Wer hinterließ Symbole, römische Ziffern oder Buchstaben auf Fachwerkbalken, Werksteinen und Steinquadern? Manchmal braucht es kriminalistisches Gespür und Geduld, um den Denkmälern Geheimnisse zu entlocken.

Beispielsweise beim wohl ältesten Kirchendachstuhl in Deutschland auf der Martinskirche im hessischen Dautphe. Dass seine Eichenbalken vermutlich im Winter 1087/88 gefällt wurden, verraten die Jahresringe im Holz. Experten für Dendrochronologie haben entsprechende Datierungsmethoden entwickelt.

Gebäude unter Denkmalschutz (shutterstock)

Oder beim hessischen Glauberg: Dass sich dort vor rund 2.400 Jahren ein frühkeltischer Fürstensitz mit erstaunlichen Dimensionen befand, haben Experten erst 1986 bei der Interpretation eines Luftbildes entdeckt. Anschließende Ausgrabungen und geomagnetische Untersuchungen am Fuße des Berges brachten dann auch die lebensgroße Sandsteinstatue des "Keltenfürsten vom Glauberg" zum Vorschein. Ein Sensationsfund. Seitdem wird dort kontinuierlich geforscht.

Bereits seit August können Interessierte online im Programm für den Denkmaltag stöbern und herausfinden, welche Kulturspuren es auch in ihrer Nähe zu entdecken gibt. Anhand einer Karte sind die Highlights und Denkmale in der Umgebung auf einen Blick zu finden. Zusätzlich gibt es eine neue App zum Tag des offenen Denkmals, die Orientierung bietet und eine Suchfunktion für Denkmäler aus der Umgebung hat.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Tag des offenen Denkmals aus Anlass des 30. Jubiläums: Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gelinge es immer wieder, "versteinerte Geschichte lebendig werden zu lassen". Die Aktion zeuge von der großen Begeisterung und anhaltenden Faszination der Menschen für das kulturelle Erbe.

Bundesweite Eröffnung in Leipzig

Die bundesweite Eröffnung findet diesmal in Leipzig statt - einer der denkmalreichsten deutschen Großstädte, wie die Stiftung betont.

Denkmal bei Leipzigs Auerbachs Keller, auf dem Faust und Mephisto dargestellt sind / © Harald Oppitz (KNA)
Denkmal bei Leipzigs Auerbachs Keller, auf dem Faust und Mephisto dargestellt sind / © Harald Oppitz ( KNA )

Wie das Völkerschlachtdenkmal seien viele Bauwerke über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und zum Tourismusmagnet geworden. Doch der Denkmalbestand der sächsischen Boomtown verrät aus Sicht der Experten weitaus mehr: An der historischen Bausubstanz lässt sich der Aufstieg Leipzigs zu einer bedeutenden Messe- und Buchbinderstadt im späten 19. Jahrhundert ebenso wie die Entwicklung zur leistungsfähigen Großstadt in der Weimarer Republik ablesen.

"Mit der erfolgreichen Sanierung des facettenreichen Denkmalbestands ist Leipzig ein anerkanntes Beispiel für die gleichermaßen behutsame sowie zukunftsfähige Weiterentwicklung historischer Anlagen und Stadtstrukturen", heißt es. "Das Zusammenspiel zwischen baulicher Historie und zukunftsfähigen Entwicklungen machen den Charme Leipzigs aus."

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bundesweit koordiniert und ist eine geschützte Marke der Stiftung. So wie Denkmale schützenswert sind, so ist auch eine einzigartige Aktion wie der Tag des offenen Denkmals schützenswert. Darum ist der Tag des offenen Denkmals seit über 12 Jahren eine vom Deutschen Patent- und Markenamt geprüfte, eingetragene und geschützte Marke der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Zum "Tag des offenen Denkmals" öffnen viele Bauwerke ihre Türen, wie etwa das Schloss Nymphenburg in München (Bayern),  / © Ursula Düren (dpa)
Zum "Tag des offenen Denkmals" öffnen viele Bauwerke ihre Türen, wie etwa das Schloss Nymphenburg in München (Bayern), / © Ursula Düren ( dpa )
Quelle:
KNA