Ihren Namen möchte die 72-Jährige nicht so gerne preisgeben, aber ihr Anliegen umso lauter unters Volk bringen. Am Stand 032 auf der Kirchenmeile beim Leipziger Katholikentag vertritt sie die zentrale Forderung der "Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen" (VkPF). Und die lautet wenig überraschend: Pflichtzölibat - nein Danke.
Christentreffen spiegelt bunte Vielfalt wider
Im Schatten des neuen katholischen Wahrzeichens in Leipzig, dem Propstei-Neubau, präsentiert sich vieles, was Rang und Namen in der katholischen Kirche hat: Jugend-, Frauen- und Sozialverbände, geistliche Gemeinschaften, Orden und Bistümer. Unter den 250 Ständen finden sich aber auch jene Gruppen, die wie die Priesterfrauen in früheren Zeiten nur beim "Kirchentag von unten" ihren Auftritt hatten. Aber eine solche Abgrenzung ist anscheinend passe. Der Katholikentag zeigt sich entspannt und auch offen für jene, die sich durch Kritik mit der Kirche verbunden fühlen. Damit spiegelt das Christentreffen eine bunte Vielfalt wider.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter bekennt sich ausdrücklich dazu, "die gesamte Breite des Engagements" der Katholiken - und auch der Katholikinnen - auf der Kirchenmeile zu dokumentieren. "Nicht alle hier vertretenen Ansichten geben die Meinung der Katholikentagsleitung wieder", heißt es sicherheitshalber im Programmheft. Aber die Stände sollen nicht nur informieren, sondern auch zu Gespräch und Diskussion ermuntern.
"Zukunftsbaum" des Erzbistums Paderborn
Das Erzbistum Paderborn etwa rückt sein neues Zukunftsbild in den Vordergrund, das vor allem den katholischen Normalchristen vor Ort für kirchliches Engagement gewinnen will. Ein großer "Zukunftsbaum" dominiert das Zelt der Erzdiözese. Und an diesem hängen grüne Äpfel, auf denen die Besucher ihre Ideen für eine wachsende und gedeihende Kirche notieren - und was sie selbst so an Fähigkeiten einbringen wollen. Im Kirchenchor singen, einen Familiengottesdienst vorbereiten oder einen Kranken besuchen - die "Früchte des Glaubens" kennen keine Grenzen der Kreativität.
Für Fantasie steht auch die "Arbeitsgemeinschaft Biblische Figuren". Mit beweglichen Handpuppen aus Sisaldraht, Holz, Stoff und Bleischuhen lassen Asta Heine und Jutta Keim biblische Geschichten lebendig werden - und sprechen damit längst nicht nur Kinder an. An ihrem Stand steht die Person des Pilatus im Mittelpunkt, also jener römischer Statthalter, der Jesus zum Tode verurteilte. Mit dem zum Katholikentagsmotto gekürten Satz "Seht, da ist der Mensch" betonte Pilatus die Unschuld Jesu, den er auf Druck des Volkes dann doch hinrichten ließ. Sein innerer Konflikt lebt in nur einem winzigen Detail auf: Der Kopf des Pilatus versinkt, ziemlich schwer geworden, in seinen Händen.
Flüchtlingsthema breit vertreten
Eine andere Figuren-Szene zeigt Flüchtlinge in einem gelben Schlauchboot. Dieses aktuelle politische Thema taucht nicht nur hier, sondern an gleich mehreren Stellen der Kirchenmeile auf. Der Flüchtlingsrat Leipzig etwa oder auch das Erzbistum Paderborn machen sich dafür stark, Fremden doch bitte eine Heimat zu geben.
An allen Ecken und Enden der Meile geht es um Meinungen und Überzeugungen. Die Jugend 2000 wirbt für ihren Weg als geistliche Gemeinschaft: für Messfeier und Anbetung, Rosenkranz und Beichte sowie für die Lehre der Kirche. Die wiederum stellt wenige Schritte weiter die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Kirche (HuK) infrage. Auch deren Präsenz hatte früher für einige Aufreger gesorgt. Inzwischen aber verspürt Norbert Kitzenbach von der Frankfurter Regionalgruppe doch "eine große Akzeptanz an der Basis".