Es diene der Persönlichkeitsentwicklung von Schülern, wenn sie sich an den religiösen Positionen ihrer Lehrkräfte reiben könnten, erklärte Zimmermann am Montagabend bei einer Veranstaltung in der Berliner Katholischen Akademie. Diese dürften die Schüler mit ihren Vorstellungen jedoch nicht "überwältigen", sondern müssten sich als eine Art "Sparringspartner" verstehen.
Mit der Einstellung der Muslimin hatte das Canisius-Kolleg 2017 bundesweit Aufsehen erregt. Das Berliner Neutralitätsgesetz verbietet den Lehrkräften an staatlichen allgemeinbildenden Grundschulen, im Dienst religiös geprägte Kleidung zu tragen.
Während SPD und CDU das von ihnen 2005 verabschiedete Gesetz beibehalten wollen, gibt es bei Linkspartei und Grünen Forderungen nach Änderungen. Nach mehreren Gerichtsurteilen, die teilweise zu Gunsten Kopftuch tragender Lehramtsbewerberinnen ausfielen, erwägt die gegenwärtige rot-rot-grüne Koalition eine Klärung beim Bundesarbeitsgericht.
Wege zur Konfliktlösung
Zimmermann erklärte, es sei eine pädagogische Aufgabe auch der Schule, Wege aufzuzeigen, wie religiös begründete Konflikte gelöst werden könnten. Zugleich betonte der Jesuit, eine vollverschleierte Lehrerin würde das Canisius-Kolleg nicht beschäftigen. Für eine erfolgreiche pädagogische Arbeit sei erforderlich, das Gesicht seines Gegenübers zu sehen, um etwa Emotionen einschätzen zu können.
Die Publizistin Sineb El Masrar äußerte Verständnis für das Neutralitätsgesetz; es behandele alle Religionsgemeinschaften gleich. Sie plädierte aber dafür, die Vielfalt der religiösen Positionen im Islam mehr zu berücksichtigen. So gebe es bei muslimischen Frauen die unterschiedlichsten Motive, das Kopftuch zu tragen.
Die nach eigener Aussage "muslimische Feministin" räumte zugleich ein, dass die Debatte darüber unter Muslimen mit "großen Tabus" belegt sei. Dies führe zu einer "Lähmung", sich in die gesellschaftlichen Debatten über religiöse Konflikte einzuschalten.