DOMRADIO.DE: Wie zufrieden sind Sie mit diesen vorgestellten Ergebnissen von der Gas-Kommission?
Prof. Dr. Ulrike Kostka (Direktorin des Caritasverbands Erzbistum Berlin e.V.): Die Kommission hat wirklich in kürzester Zeit erste wichtige Vorschläge gemacht, aber es ist auch noch viel nachzuarbeiten. Es war ja auch erst mal nur ein Zwischenbericht. Der Weg ist schonmal nicht schlecht.
DOMRADIO.DE: Im Dezember soll es eine Gas-Sonderzahlung geben, die quasi als Brücke dient, bis die Gaspreisbremse zum Tragen kommt. Diese Einmalzahlung kommt jedem zugute, egal welches Einkommen die Verbraucherinnen und Verbraucher haben. Manche kritisieren dieses Gießkannenprinzip als sozial ungerecht. Wie sehen Sie das?
Kostka: Es ist mit der Gießkanne. Das ist allerdings auch nachvollziehbar, weil es ja möglichst schnell passieren soll und ohne großen Verwaltungsaufwand. Ein Problem dabei ist, dass Menschen mit geringerem Einkommen nicht genügend entlastet werden. Und da muss nachgeschärft werden. Es darf also nicht vor allem die Mittelschicht davon profitieren, sondern es geht darum, dass Menschen mit geringerem Einkommen davon mehr profitieren. Da muss man nachschärfen über Steuererleichterungen und andere Wege. Das ist noch nicht ausreichend austariert.
DOMRADIO.DE: Umweltverbände befürchten nun, dass günstigeres Gas zu erhöhtem Verbrauch verleiten wird. Wie schätzen Sie das ein?
Kostka: Es darf natürlich nicht dazu führen, dass man sich jetzt zurücklehnt und nicht mehr Energie spart. Das ist ganz, ganz wichtig. Der Anreiz zum Energiesparen muss unbedingt eingehalten werden, damit wir auch gut durch die nächsten Monate kommen. Und was mir natürlich auch Gedanken macht: Was ist, wenn diese Gaspreisbremse ausläuft? Dann darf nicht das böse Erwachen kommen. Man muss auch langfristig denken.
DOMRADIO.DE: Wenn die Bremse einsetzt im Frühjahr ist die Heizsaison eigentlich fast schon vorbei. Wie sinnvoll ist das?
Kostka: Es ist natürlich eigentlich eine zu lange Zeit. Wir würden uns alle wünschen, es ginge schneller. Es ist natürlich eine Frage der Umsetzung und deswegen muss man genau gucken, wie es in dieser Zwischenzeit aussieht. Es braucht also wahrscheinlich auch Überbrückungshilfen. Auf der anderen Seite darf das Ganze nicht zu einem Bürokratiemonster werden und das muss man jetzt austarieren. Aber ganz entscheidend ist: Kein Mensch darf durch die Energiekosten und die anderen Kosten, die es jetzt auch gibt, zum Beispiel steigende Lebensmittelkosten, seine Wohnung verlieren oder am Essen sparen müssen. Da muss alles gegen getan werden.
Große Sorgen macht mir auch, dass noch völlig unklar ist, wie es für die sozialen Einrichtungen ausgeht. Denn da gibt es zwar einige Andeutungen in diesem Zwischenbericht, aber es ist noch ganz unklar, wie es für Beratungsstellen aussieht, für Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder für Krankenhäuser und Pflegeheime. Das belastet uns als Caritas sehr stark. Und das ist auf jeden Fall etwas, das in diesem Zwischenbericht nur angedeutet wird. Da muss unbedingt klar sein: Wie werden die sozialen Einrichtungen auch mit ihren Energiekosten, die sie eigentlich nicht schultern können, unterstützt?
Das Interview führte Florian Helbig.