Caritas Europa: Papst-Besuch motiviert die Helfer

"Die Mitmenschlichkeit zum Aufblühen bringen"

Auf Lesbos hilft auch die Caritas den Flüchtlingen. Der Papst-Besuch am Samstag gebe den Helfern Kraft, sagt Jorge Nuño Mayer von Caritas Europa. Gerade im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit gehe es beim Flüchtlingsthema um Mitmenschlichkeit.

Ein Helfer mit einem Flüchtlingskind auf Lesbos / © Kay Nietfeld (dpa)
Ein Helfer mit einem Flüchtlingskind auf Lesbos / © Kay Nietfeld ( dpa )

domradio.de: Sicher sind die Großen dieser Welt mit der Reise des Papstes nach Lesbos gemeint. Welches politisches Signal kann denn dieser Besuch bedeuten?

Jorge Nuño Mayer (Generalsekretär Caritas Europa): Das ist ein politisches Signal für mehr Menschlichkeit und Solidarität. Worte reichen nicht mehr. Leider hat die Europäische Union in den letzten Monaten gezeigt, dass viele Worte der Solidarität gesprochen worden sind aber im Endeffekt wurde eine Politik der Angstmache und Ausgrenzung betrieben. Das Türkei-EU-Abkommen ist ja ein Abschieben des Problems vom reichen Europa auf ein anderes Land. Das ist nicht richtig und fair - gegenüber den Menschen, die eine Hoffnung haben. Natürlich muss der Türkei, dem Libanon und Jordanien, die Millionen Flüchtlinge beherbergen, geholfen werden - damit dort Flüchtlinge leben und die Hoffnung haben können, zurückzukehren. Aber den Menschen, die nach Europa kommen wollen, muss nach internationalem Recht Asyl gewährt werden.

domradio.de: Schauen wir auf die Menschen, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Auf Lesbos sind viele im Einsatz: Hilfswerke, Privatpersonen. Welche Impulse für diese Hilfe erhoffen Sie sich?

Mayer: Wir erhoffen uns eine Motivation für die Menschen, die helfen. Es sind tatsächlich viele Hilfsorganisationen, die tätig sind. Natürlich auch die Caritas vom ersten Tag an. Die Caritas ist auch in Athen. Dort war ich vor drei Wochen und habe gesehen, wie die Situation dort am Piräus-Hafen ist. Bei der Caritas ist die Sorge für die Menschen sehr groß. Wir sind da tatkräftig im Einsatz. Die Caritas Griechenland wird auch unterstützt von der Caritas Deutschland. Der Besuch von Papst Franziskus ist Motivation, gibt erneut Kraft für den Einsatz. Ein Einsatz, der auch immer mehr eine politische Botschaft enthalten muss. Nämlich, dass unsere Gesellschaft viel humaner sein muss. Wir haben keine Krise durch die Flüchtlinge, wir haben ein Flüchtlingsthema und wir haben in Europa eine Krise der Mitmenschlichkeit. Gerade in diesem Jahr der Barmherzigkeit müssen wir als Christen, jeder Einzelne von uns, die Mitmenschlichkeit wieder zum Aufblühen bringen. Nicht als Gutmenschen, aber doch als Menschen, die wir füreinander Verantwortung tragen.

 

Das Interview führte Daniel Hauser.


Quelle:
DR