domradio.de: Wie sieht denn die Situation derzeit in Mossul aus? Und wie geht es den Menschen, die jetzt zurückkommen?
Rudi Löffelsend (Caritas International): Es geht um drei aramäische Familien, die jetzt zurückgegangen sind, das ist natürlich jetzt erst einmal ein ganz vorsichtiger Ansatz. Und diese Vorsicht ist im Moment auch geboten. Zudem gibt es noch nicht viel vor Ort: keine regelmäßige Strom- und Wasserversorgung.
domradio.de: Warum kehren sie dann gerade jetzt zurück?
Löffelsend: Es gibt natürlich auch bei denen, die sich jetzt noch nicht trauen, eine große Sehnsucht, wieder in ihre angestammte Umgebung und in ihre Häuser zurückzukehren. Es gibt seit 1900 Jahren Christen in Mossul.
domradio.de: Wenn Sie sagen, es sei Vorsicht geboten; glauben Sie, es ist noch zu früh für eine Rückkehr?
Löffelsend: Für mich wäre es zu gefährlich. Ich würde niemandem empfehlen jetzt schon zurückzukehren. Weil die ISIS neben ihrem gut ausgebauten Tunnelsystem, wo immer wieder noch Kämpfer herauskommen, jetzt seit Januar auch mit Drohnen arbeitet und das ist natürlich brandgefährlich. Diese Drohnen haben schon etliche Opfer unter den irakischen Soldaten gefordert obwohl die ja dort mit modernstem Kriegswerkzeug hantieren.
domradio.de: Wie kann denn die Caritas Flüchtlingshilfe in dieser Situation helfen?
Löffelsend: Es ist noch zu früh, wir konzentrieren uns auf den Sommer und auf die beiden christlichen Orte in der Ninive-Ebene östlich von Mossul. Urchristliche Dörfer, die 2014 erobert wurden und aus denen 120.000 Menschen geflüchtet sind. Die Bewohner waren schon an Weihnachten kurzzeitig für einen Weihnachtsgottesdienst in der halb zerstörten Kirche zurückgekehrt. Sie warten aber jetzt noch ab, weil erst noch die Minen geräumt werden müssen.
Das Interview führte Silvia Ochlast.