Caritas International stellt Jahresbericht 2012 vor

Geringe Spendenbereitschaft für Kriegsopfer

Kriegsflüchtlinge statt Opfer von Naturkatastrophen: Der Arbeitsschwerpunkt des Hilfswerks Caritas International hat sich 2012 verschoben. Die Herausforderung für die Helfer wird damit größer, denn für Kriegsopfer fließen nicht so viele Spenden.

Oliver Müller (Caritas international) (dpa)
Oliver Müller (Caritas international) / ( dpa )

Syrien, Mali, Kongo und weiterhin Afghanistan: Das katholische Hilfswerk Caritas International hat sich im Jahr 2012 vor allem um die Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen kümmern müssen. Anders als in den Vorjahren, als Dürre in Ostafrika, der zerstörerische Tsunami in Japan, das Erdbeben auf Haiti und die Flut in Pakistan die Bilder in Medien bestimmten, muss die Hilfsorganisation aber nun mit weniger Spenden auskommen. "Denn erfahrungsgemäß stehen uns für Kriegsopfer in der Regel deutlich weniger Spenden zur Verfügung als für Opfer von Naturkatastrophen", sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Mittwoch in Berlin.

Der Jahresbericht 2012 der Hilfsorganisation weist einen deutlichen Einbruch der Spenden aus: 14,7 Millionen Euro gaben die Menschen 2012 für die Arbeit des Hilfswerks. 2011 waren es 17,2 Millionen Euro mehr und damit also mehr als doppelt so viel. Bei Kriegen gebe es "undurchschaubare Gemengelagen", erklärt Neher die Zurückhaltung. Die Menschen wüssten nicht so deutlich wie bei Naturkatastrophen, wofür sie ihr Geld geben und wen sie damit unterstützen.

1,7 Millionen Euro wurden nach Angaben von Caritas International-Leiter Oliver Müller 2012 für die Opfer des Bürgerkriegs in Syrien gespendet, knapp 25.000 Euro für Afghanistan. Zum Vergleich: Allein für die diesjährige Flut in Deutschland und Osteuropa spendeten die Deutschen knapp 12 Millionen Euro an Caritas International.

Verstärkter Einsatz in Nachbarländern von Syrern

Wolle sich das Hilfswerk in Ländern wie Syrien engagieren, sei es daher auf öffentliche Gelder angewiesen, erklärte Müller. Zwei Millionen Euro gab Caritas international 2012 demnach für syrische Flüchtlinge in den Nachbarländern Jordanien und Libanon aus. In diesem Jahr habe das Hilfswerk die Aussicht, durch öffentliche Gelder zehn Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, sagte Müller. Dafür den benötigten Eigenanteil aufzubringen sei aber schwierig.

Caritas-Präsident Peter Neher forderte angesichts der Situation in Syrien die Bundesregierung zu mehr Engagement für die Flüchtlinge auf. Angesichts der Belastungen der syrischen Nachbarländer sei eine Ausweitung der "humanitären und politischen Geste" angemessen, sagte Neher. Die Bundesregierung hat als bisher einziges europäisches Land beschlossen, insgesamt 5.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Eine konkrete Zahl, wie viele Flüchtlinge Deutschland über die Vereinbarung hinaus aufnehmen soll, nannte Neher nicht.

Hilfswerk-Leiter Müller forderte indes die Bundesregierung dazu auf, das Engagement bei der Armutsbekämpfung in Afghanistan auch dauerhaft nach dem für 2014 geplanten Abzug der Truppen aufrecht zu erhalten. "Speziell in Afghanistan sehen wir es als unsere humanitäre Pflicht an, aufgrund der gleichbleibend großen Not weiter im Land tätig zu sein", sagte Müller. Jeder zweite Afghane lebe in absoluter Armut, also von weniger als einem Euro pro Tag. Bislang habe die Bundesregierung zugesichert, bis 2016 die Hilfe für zivile Projekte aufrecht zu erhalten. Wie es danach weitergehe, sei unklar, sagte Müller.

Caritas international nahm dem Jahresbericht zufolge 2012 insgesamt 46,8 Millionen Euro ein. Neben den 14,7 Millionen Euro an Spenden machten öffentliche und kirchliche Gelder mit rund 28,8 Millionen Euro den größten Anteil aus. Der Rest kommt aus sonstigen Erträgen wie Zinsen und Erbschaften. Mit mehr als 50 Millionen Euro unterstützte das Hilfswerk im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 731 Projekte in 84 Ländern.


Quelle:
epd