Caritas in NRW: Minijobs neu regulieren

Geringfügig und geringgeschätzt

Kritik an "Minijobs" ist nicht neu, neue Studien legen nach – und Missstände offen.  Heinrich Westerbarkey von der Caritas in NRW erklärt im domradio.de-Interview, warum der katholische Wohlfahrtsverband weg von dem Beschäftigungsmodell will.

 (DR)

domradio.de: Was halten Sie von Minijobs?

Westerbarkey: Grundsätzlich setzt sich die Caritas dafür ein, dass sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden und dort, wo es umsetzbar ist, Minijobs nicht zum Tragen kommen. Gleichzeitig ist so, dass wir auch geringfügige Beschäftigung anbieten, insbesondere im Pflegebereich. Aber wegen des steigenden Fachkräftebedarfs sind wir auf dem Weg, auch diese Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln.

domradio.de: Und was tun Sie dafür?

Westerbarkey: Wir bieten Fortbildungen an, wir wollen den qualifizierten Kräften einen Anreiz bieten, in einen Vollzeiterwerb zu gehen. Wir bieten außerdem Aufstiegsmöglichkeiten an, die mit der Fortbildung verbunden sind. Wir schaffen Anreize bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, stellen zum Beispiel Kinderbetreuung zur Verfügung, damit sich Frauen auch entscheiden können, mehr Beschäftigung aufzunehmen.

domradio.de: Minijobber verdienen in der Regel nicht nur weniger Geld, häufig werden sie auch anders benachteiligt. Wie sieht es hier bei der Caritas aus?

Westerbarkey: Wir gewähren Urlaub, bezahlen dann auch weiterhin das Gehalt, auch im Krankheitsfall. Wir zahlen auch Lohn, wenn der Arbeitstag ein Feiertag ist. Unsere Mitarbeiter unterliegen auch der Zusatzversorgung und haben den gleichen Kündigungsschutz wie  sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.

domradio.de: NRWs Arbeitsminister Guntram Schneider sagte bei der Vorstellung der Studie, sie wollen die Minijobs nicht abschaffen, aber sie wollen sie neu regulieren. Inwiefern müsste das denn in Ihren Augen geschehen?

Westerbarkey: Neu reguliert werden müsste die Sozialversicherungspflicht. Im Augenblick haben wir das Freiwilligkeitsprinzip: Jeder muss selber entscheiden, ob er zur Rentenversicherung beitragen will oder nicht. Ein entscheidender Schritt wäre es, von dieser Freiwilligkeit wegzukommen.

Das Gespräch führte Monika Weiß.