Sie kommen aus den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt und sitzen wieder auf der Schulbank. 13 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Somalia, dem Sudan und aus Pakistan pauken gerade bei Lehramtsanwärterin Nina Herkt die Konjugation von Verben. "Auf das 't' achten", sagt Herkt und kringelt den Buchstaben ein. "Ich arbeite, du arbeitest." Gemeldet wird sich hier nicht, vielmehr rufen die "Schüler" die Lösung schnell in den Klassenraum der Osnabrücker Domschule hinein.
Unbürokratische Hilfe
Seit Ostern lernen 110 erwachsene Flüchtlinge in Osnabrück die deutsche Sprache. Damit wolle die Kirche zur Willkommenskultur beitragen, sagt Georg Schomaker bei der Vorstellung des Projektes. Der Leiter der Schulstiftung im Bistum Osnabrück hat die Klassenräume für den Deutschunterricht jenseits bürokratischer Normen zur Verfügung gestellt. Verständigt hatte man sich im Vorfeld mit dem Caritasverband der Diözese. Seit langem unterstützt er Flüchtlinge, wenn es um deren Spracherwerb und berufliche Orientierung geht.
Doch eine schnelle Hilfe ist für viele der hier Gestrandeten oft nicht möglich. Ohne abgeschlossenes Asylverfahren ist eine Teilnahme an einem sogenannten Integrationskurs unmöglich. Aktuell wartet ein Antragsteller sieben Monate auf ein Ende seines Verfahrens. Viel zu lange, befand dieser Tage auch die deutsche Wirtschaft.
Caritasverband organisiert Deutschkurse
"Wir wollten etwas machen und haben festgestellt, dass man in kurzer Zeit etwas bewegen kann", sagt Stephan Kreftsiek, der Leiter von "Netzwerk Integration" des Caritasverbandes ist. Nach einem Check zur sprachlichen Vorbildung wurden die 110 Asylsuchenden auf sechs Gruppen verteilt. "In zehn Wochen mit jeweils 20 Unterrichtsstunden lernen die Menschen hier noch bis Ende Juni Deutsch", so Kreftsiek.
Wer es schafft, kann dabei sogar das A2-Niveau nach dem offiziellen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen erreichen. Für eine Basisverständigung in der neuen Heimat sollte das allemal ausreichen. Am Ende des Kurses gibt es für alle ein Zertifikat, das den erreichten Spracherwerb festhält und in der Eintrittsphase auf den Arbeitsmarkt helfen soll. Nach dem Sommer werde man weitersehen, sagt Caritas-Mann Kreftsiek.
Bundesarbeitsministerium unterstützt Projekt finanziell
Bislang würden die sechs Lehrkräfte in Osnabrück durch ein Qualifizierungsprogramm des Bundesarbeitsministeriums bezahlt. Dieses sogenannte Bleiberechtsprogramm wird aus Mitteln der EU und Bundesmitteln sowie durch Eigenmittel finanziert. "Danach wird es wohl weiter gehen, nur hat der Fördertopf dann einen anderen Namen", lässt Kreftsiek durchblicken. Neben dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück gibt es unbürokratische Hilfen in der Region noch im Kreis Emsland. Ähnliche Initiativen wurden bundesweit auch in Freiburg und Köln entwickelt.