Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, befürchtet, dass "nationale Gerechtigkeitsfragen" angesichts des Krieges in der Ukraine aus dem Blick geraten. Armut in Deutschland müsse entschlossen bekämpft werden, etwa mit einem Programm gegen Wohnungslosigkeit. Der Verband sorge sich, dass dafür "die Kräfte fehlen", sagte die Caritas-Präsidentin "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" (Montag). Steigende Preise für Energie und Nahrungsmittel seien "fatale Armutstreiber", vor allem für Menschen am Existenzminimum, sagte sie mit Verweis auf lange Schlangen vor Lebensmittel-Tafeln.
Neuberechnung des Existenzminimums
Mit Blick auf diese Entwicklungen forderte Welskop-Deffaa eine Neuberechnung des Existenzminimums. Auch müsse das System der Sanktionen reformiert werden. Denn vor allem junge Menschen versuchten, ohne Transferleistungen auszukommen und würden Beratungsangebote nicht wahrnehmen. "Viel zu oft sind die Sanktionen Auslöser, sich aus dem System des Forderns und Förderns zu verabschieden", sagte die Caritas-Präsidentin. "Genau diese Angebote bauen aber die Brücke aus der Krise."
Kritischer Blick auf bedingungsloses Grundeinkommen
Ein bedingungsloses Grundeinkommen hingegen sehe sie kritisch. "Machen wir uns nichts vor: Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens würde mit dem Ende unseres differenzierten Hilfesystems erkauft, das auf konkrete Bedarfe mit passgenauen Leistungen reagiert", betonte sie. Dann bliebe statt Wohngeld, Kindergeld und Eingliederungshilfe lediglich eine Pauschale, die letztlich Kosten spare.
Blick auf den Katholikentag
Mit Blick auf den Katholikentag in Stuttgart ab 25. Mai sagte sie, das Motto "leben teilen" sei eine großartige Botschaft in der heutigen Zeit: "Es ist wichtig, das Miteinander zum Thema zu machen, weil das Auseinander so wirkmächtig ist."