Caritas und Diakonie warnen vor Folgen der Krankenhausreform

Ländliche Regionen besonders betroffen

Deutliche Nachteile für die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten befürchten die kirchlichen Krankenhäuser durch die geplante Krankenhausreform. Weitere Fahrwege und weniger Ausbildungsplätze könnten die Folge sein.

Pflegepersonal im Krankenhaus / © Rob Engelaar/ANP (dpa)
Pflegepersonal im Krankenhaus / © Rob Engelaar/ANP ( dpa )

Das Konzept der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingesetzten Regierungskommission würde deutlich weitere Fahrwege für die ländliche Bevölkerung bedeuten, erklärten Vertreter von Caritas und Diakonie in Nordrhein-Westfalen diesen Dienstag in Düsseldorf.

Auch würden dann weniger Ausbildungsplätze in Gesundheit und Pflege angeboten. 

Stufensystem entscheidet über Leistungen

Nach den Plänen der von Lauterbach beauftragten Regierungskommission sollen deutsche Kliniken in fünf verschiedene Stufen eingeteilt werden: Diese Stufen entscheiden dann über die Finanzierung der Kliniken und darüber, welche  Leistungen sie erbringen dürfen.

Karl Lauterbach / © Kay Nietfeld (dpa)
Karl Lauterbach / © Kay Nietfeld ( dpa )

Mehr als 90 Prozent der rund 200 konfessionellen Krankenhäuser in NRW würden laut Caritas und Diakonie demnach in den untersten beiden Stufen landen. "Diese Kliniken dürften dann zukünftig nur noch eine Basisbehandlung und vielleicht eine Notfallversorgung erbringen - aber keine Geburten, keine Schlaganfallversorgung, keine Versorgung von Herzinfarktpatienten und keine Unfallchirurgie", erklärte Christian Heine-Göttelmann, Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe. 

Vielfalt darf nicht gefährdet werden

Esther van Bebber, Vorstandsvorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn, erklärte, die Reform dürfe die Vielfalt aus kommunalen, kirchlichen und privaten Krankenhausträgern nicht gefährden. "Dabei sichern die konfessionellen Krankenhäuser seit Jahrzehnten die flächendeckende Gesundheitsversorgung in NRW."

Reduzierung von Ausbildungsangeboten

Caritas und Diakonie betonten, dass auch die Pflegeausbildung dann an den freigemeinnützigen Häusern kaum noch stattfinde. Die Reduzierung von Ausbildungsangeboten habe Auswirkungen auf die ambulante und stationäre Altenpflege und konterkariere die erst vor wenigen Jahren eingeführte generalistische Pflegeausbildung.

 Pflegerinnen auf der Intensivstation eines katholischen Krankenhauses
 / © Harald Oppitz (KNA)
Pflegerinnen auf der Intensivstation eines katholischen Krankenhauses / © Harald Oppitz ( KNA )

"Solche Pläne sind ein Hohn für Träger, die in den letzten Jahren verstärkt in Ausbildung investiert haben", kritisierte van Bebber. Viele konfessionelle Krankenhäuser hätten sich in der Vergangenheit zu Verbünden zusammengeschlossen, um die Bevölkerung in der Fläche bedarfsgerecht zu versorgen.

Gestaltungsspielraum stärken

Solche Verbundstrukturen dürften nicht zerschlagen werden, warnte Heine-Göttelmann. "Wenn bundesweit mehr als 600 Klinikstandorte schließen, reduziert die Reform die Trägervielfalt, verknappt die Ausbildungsmöglichkeiten, lenkt Patientenströme massiv um und zwingt Pflegepersonal, längere Strecken zu pendeln."

Caritas in NRW und Diakonie RWL fordern gemeinsam, den aktuellen Krankenhausplan des Landes NRW als  Reformmaßstab zu nehmen und den Gestaltungsspielraum des Landes in der Krankenhausplanung zu stärken.

Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd)

400 katholische Klinikstandorte: Sie eint das Ziel einer bestmöglichen Versorgung und Pflege für ein Leben in Gesundheit und Würde. Und dies für alle Patienten. Die im kkvd verbundenen Kliniken vertreten rund ein Fünftel aller Kliniken in Deutschland. Sie versorgen zudem rund ein Fünftel aller Patienten hierzulande jedes Jahr.

Leeres Krankenhausbett  / © Hadrian (shutterstock)
Quelle:
KNA