domradio.de: Wie können wir am sinnvollsten Flüchtlingen helfen?
Kunze: Erstmal kann ich nur bestätigen, dass die Nachfrage von Menschen, die gerne helfen möchten, wirklich immens ist und wir das unglaublich begrüßen und sehr dankbar dafür sind. Die Unterstützung kann ganz unterschiedlich aussehen. Es ist so, dass die Flüchtlinge erstmal gar kein Recht haben auf Deutschkurse. Das heißt, wir organisieren mit Ehrenamtlichen die sprachliche Förderung. Ob das jetzt ein Deutschkurs ist oder eine individuelle Sprachförderung...
domradio.de: ...und dafür muss ich nicht Deutschlehrerin sein, da kann ich auch einfach so jemandem Deutsch beibringen.
Kunze: Ganz genau. Indem man auch mit jemandem durch die Stadt geht und die Stadt erklärt oder erklärt, wozu ist eine Post da, wo kaufe ich ein. Also über so ganz alltägliche Dinge mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Sprache zu vermitteln.
domradio.de: Also so eine Einstiegshilfe ganz praktischer Art: Da ist der Arzt, da ist das Geschäft und dort ist das Rathaus. Das ist ganz wichtig. Viele glauben ja auch immer, man kann gut Kleider spenden, Spielzeug, Möbel. Wie ist es damit?
Kunze: Das ist zum Teil notwendig. Aber es ist eben ganz schwierig, von uns als Caritasverband zu managen, zu organisieren und zu koordinieren. Da empfehlen wir, dass man an die Kleiderkammern, die ja viele Kirchengemeinden haben, herantritt und dort die Dinge abgibt, die wirklich noch in einem sehr, sehr guten Zustand sind. Wir gehen dann mit den Flüchtlingen dorthin und schauen, was sie brauchen. Das können auch die Ehrenamtlichen tun, die wir bei der Unterstützung der Flüchtlingsarbeit einsetzen, die so eine Art Patenschaft für eine Familie übernehmen und die dann auch in den Kleiderkammern entsprechende Dinge des täglichen Gebrauchs für diese Familie bekommen. Für uns ist es leichter, wenn wir das aus den Kleiderkammern holen.
domradio.de: Wie groß ist denn die Raumnot bei den Flüchtlingen? Wenn ich sage, ich hab ein Zimmer zur Verfügung - hilft das?
Kunze: Das hilft. Es wird allerdings geprüft werden, ob es möglich ist, dort dann Flüchtlinge unterzubringen. Das wird dann aber über das Wohnungsamt koordiniert.
domradio.de: Und wenn jetzt jemand sagt, ich möchte gerne helfen - wie auch immer: Mit einer Einstiegshilfe, gemeinsam durch die Stadt gehen, mit Kleidern, Möbeln usw. oder mit einem freien Zimmer. Kann man Sie einfach mal anrufen?
Kunze: Ja. Da können Sie sich an uns wenden. Wir würden das entsprechend, wenn wir nicht zuständig sind, weiterleiten. Aber wenn sich jemand ehrenamtlich einsetzen möchte, würden wir Einsatzplätze suchen und sicher auch finden.
Das Gespräch führte Susanne Becker-Huberti.