Caritasbischof Woelki verteidigt Kirchenasyl

Kein Sonderrecht

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat das "Kirchenasyl" für Flüchtlinge nachdrücklich verteidigt. Die Kirchen wollten sich dadurch "nicht über das herrschende Recht stellen", sagte er am Mittwochabend in Berlin.

Kirchenasyl / © Kirchenasyl: Aktuell 200 Fälle in Deutschland
Kirchenasyl / © Kirchenasyl: Aktuell 200 Fälle in Deutschland

Woelki, der die Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet, betonte beim Jahresempfang des Deutschen Caritasverbandes (DCV), die Kirchen machten beim Kirchenasyl im Einzelfall auf unzumutbare Härten aufmerksam. Derzeit gewähren die Kirchen bundesweit rund 430 von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen Asyl, um eine eingehendere Prüfung von Härtefällen zu ermöglichen. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte dies im Februar als rechtswidrig scharf kritisiert.

Woelki räumte ein, es könne vorkommen, "dass die Kirchen zu Maßnahmen greifen, die von staatlicher Seite Missbilligung hervorrufen". Die Kirchen stellten sich bei der Gewährung von Kirchenasyl jedoch nicht über das herrschende Recht, so Woelki. Dennoch müssten Staat und Kirchen "um der Menschen willen" zusammenarbeiten, forderte der Kölner Erzbischof. Bei der Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat um das Thema Kirchenasyl komme etwas zum Tragen, was Papst Franziskus den europäischen Gesellschaften ins Stammbuch geschrieben habe, wenn er sagt: "Aus christlicher Sicht sind Vernunft und Glaube, Religion und Gesellschaft berufen, einander zu erhellen, indem sie sich gegenseitig unterstützen und, falls nötig, sich wechselseitig von den ideologischen Extremismen läutern, in die sie fallen können. Die gesamte europäische Gesellschaft kann aus einer neu belebten Verbindung zwischen den beiden Bereichen nur Nutzen ziehen, sei es, um einem religiösen Fundamentalismus entgegenzuwirken, der vor allem ein Feind Gottes ist, sei es um einer ‚beschränkten‘ Vernunft abzuhelfen, die dem Menschen nicht zur Ehre gereicht.“

DCV-Präsident Peter Neher begrüßte, dass Staat und Kirchen "auch dann noch einen respektvollen Umgang pflegen, wenn die Debatte kontrovers ist". Es sei nicht einfach, "bei der Migration die Balance zwischen Herausforderung und Gewinn für unsere Gesellschaft zu finden", sagte der Caritas-Chef. Er warnte auch die Kirchen davor, "gleichsam von oben herab für alles die passenden Antworten zu haben". Zugleich wandte Neher sich dagegen, "die Grenzen einfach dicht zu machen angesichts derer, die eine neue Zukunft suchen".

DCV-Generalsekretär Georg Cremer erklärte, das caritative Engagement gehöre zum Grundauftrag der Kirche. "Wir versuchen mit unseren Kräften, dazu beizutragen, dass eine offene Gesellschaft gelingen kann, in der Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher kultureller Prägungen im Rahmen des Wertgerüstes unserer demokratischen Verfassung in gegenseitigem Respekt zusammenleben", so Cremer. Zum 60. Geburtstag dankte er Neher für dessen "besonderes Engagement für eine gelingende Integration und für eine Bildungspolitik, in der sich die gutbürgerliche Mitte nicht abschottet". Der Jahresempfang fand in der Suppenküche der Franziskaner in Berlin-Pankow statt.

 

Quelle:
KNA