Caritassammlerinnen stemmen sich gegen Negativ-Schlagzeilen

"Das ist doch nicht die ganze Kirche"

40.000 ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler sind in diesen Tagen in Bayern für die Caritas unterwegs, 12 Millionen Euro trugen sie im vergangenen Jahr zusammen. Ob es diesmal wieder so viel wird, bezweifeln die Verantwortlichen angesichts der Negativ-Schlagzeilen über die Kirche.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

"Hallo, hier ist Frau Andresen von der Dompfarrei, es ist Caritas-Frühjahrssammlung." Immer wieder sagt Hedwig Andresen diesen Satz in die Gegensprechanlagen an den Haustüren der Würzburger Innenstadt. Und immer wieder ist es nicht einmal ein Wort, das sie zur Antwort bekommt. Es knackt am anderen Ende und es gibt keine Spende. Schotten dicht. Für eine katholische Organisation wie die Caritas in diesen Tagen Geld zu sammeln, ist ein mühseliges Geschäft.

Das weiß auch Andresen, die seit mehr als zehn Jahren jeweils eine Woche im Frühjahr und Herbst für den katholischen Wohlfahrtsverband in ihrer Pfarrei von Haus zu Haus zieht. "Aber da muss man durch, weil man durchgehen will." Im Stechschritt marschiert die engagierte Sammlerin durch die Kolpingstraße, ab und zu wirft sie einen kurzen Blick auf die Liste mit den Adressen der Katholiken. Bei jedem Einzelnen wird sie klingeln, zur Not geht sie abends ein zweites Mal hin, wenn sie tagsüber niemanden erreicht.

Auf Spenden angewiesen
40.000 ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler sind in diesen Tagen in Bayern für die Caritas unterwegs, 12 Millionen Euro trugen sie im vergangenen Jahr zusammen. Ob es diesmal wieder so viel wird, bezweifeln die Verantwortlichen. Die aktuellen Negativ-Schlagzeilen über die katholische Kirche können sie nicht brauchen. Denn angesichts sinkender Zuschüsse aus den rückläufigen Kirchensteuereinnahmen ist die Caritas dringend auf Spenden angewiesen, etwa für die Aids-Beratung, die Bahnhofsmission oder die Wärmestube. Deren Haushalt von 150.000 Euro finanziert sich zur Hälfte durch Spenden.

Argumente, die überzeugen sollten. Doch wenn das Gespräch nur mit einem kurzen "Ich spende allgemein nicht" endet, hat die Sammlerin keine Chance. Pfarrer Clemens Bieber weiß, wie schwer es für die Ehrenamtlichen ist, sich für eine katholische Organisation einzusetzen, gerade in diesen Zeiten. Sie seien natürlich auch ein Ventil für die Kritik der Menschen an der Kirche, sagt der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes Würzburg.

"Das sind ja nur ein paar"
"Aber gerade jetzt ist es wichtig, dass Menschen durch ihr Tun auch deutlich machen, dass Kirche viele Menschen ausmacht, die sich mit ganzem Herzen für andere Menschen zu deren Wohl einsetzen." Genau das ist es auch, was Andresen antreibt. "Die Kirche ist jeder von uns. Ich bin Teil der Kirche. Jeder von uns ist gefragt, einen positiven Beitrag zu leisten, da gehört auch eine Sach- oder Geldspende dazu", sagt die Handelsfachwirtin.

Wenn sich die Tür für Andresen einmal öffnet, stehen dort Menschen wie Maria Stang. Sie ist eine treue Spenderin der Caritas. Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission seien immer freundlich, wenn sie ihr beim Umsteigen helfen, sagt Stang. Einen Tee bekomme sie meistens auch noch. Die zehn Euro spendet sie gerne, gerade jetzt. "Das ist doch nicht die ganze Kirche", kommentiert Stang die aktuellen Missbrauchsfälle. "Das sind ja nur ein paar." Andresen bedankt sich. "Es gibt eben auch positive Erfahrungen", sagt sie und eilt die Treppen hinunter. Zu den nächsten Sprechanlagen und Hausfluren.