Caritasverband startet Kampagne für "soziale Manieren"

Beachtung für Menschen in Not

Der Deutsche Caritasverband hat seine Kampagne "Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft" gestartet. In Deutschland habe sich Armut in den vergangenen Jahren verfestigt, sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Aktion. "Es ist zunehmend schwieriger geworden, sich selbst aus materieller Armut oder sozialer Isolation zu befreien."

 (DR)

Sein Verband wolle darum die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Menschen lenken, die am Rand der Gesellschaft leben, sagte Neher. Dabei habe die Caritas Menschen im Blick, die durch Arbeitslosigkeit, Suchterkrankung, Überschuldung oder psychische Probleme in materielle Not geraten seien und ein Leben am Existenzminimum führten.

Mit der Kampagne will die Caritas auf Plakaten, Postkarten, Flyern sowie über Anzeigen, im Internet und mit Fernseh- und Kinospots für «soziale Manieren» werben. Dabei gehe es darum, eigenes Verhalten zu prüfen, «ob man sich abwendet, vielleicht auch in der Furcht, diese Not könnte einem zu nahe kommen», heißt es.

Verbandspräsident Neher forderte dazu auf, die Kluft zwischen denen, die in gesicherten Verhältnissen leben, und denen «am Rande» nicht größer werden zu lassen. Dazu seien unter anderem sozialpolitische Rahmenbedingungen nötig, die dazu beitrügen, Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Als Mittel nannte er Investitionen in Bildung und Qualifizierung sowie Arbeitsplätze für gering Qualifizierte. «Wenn über sieben Millionen Menschen im Grundsicherungssystem des Arbeitslosengeldes II sind, dann ist die Frage des Existenzminimums eine Frage höchster Relevanz», so Neher.
Präsident.

«Der Respekt und die Achtung gerade vor den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft, vor Menschen in benachteiligten Situationen zeigt die Stärke eines demokratischen Gemeinwesens», sagte Neher. Er kündigte an, die Caritas werde mit Wachsamkeit den Wahlkampf in diesem Jahr beobachten und gegen Diffamierung eintreten. Gleichzeitig forderte er einen Paradigmenwechsel, «weg vom Begriff der Fürsorge hin zu einer Sichtweise, die benachteiligte Menschen als Bürgerinnen und Bürger unseres Staates wahrnimmt». Alle müssten Zugang zu sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Angeboten haben.

Neben der materiellen Grundsicherung und einer solidarischen und gerechten Sozialpolitik seien jedoch auch die Aufmerksamkeit für die Situation des anderen und ein sensibler Blick im Umgang miteinander notwendig, sagte Neher. Die Kosten für die Kampagne belaufen sich nach Angaben der Caritas auf 220.000 bis 240.000 Euro.