CDU-Politiker Bosbach weist Meisner-Kritik an C-Parteien zurück

Politik als Kunst des Machbaren

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), weist die Kritik des Kölner Kardinals Joachim Meisner an den C-Parteien zurück: Dem Kölner "Express" sagte Bosbach, Politik sei die Kunst des Machbaren, des Möglichen. Ihm tue es "sehr leid, dass der Kardinal über die C-Parteien ein solches Pauschalurteil fällt". Meisner trage damit dazu bei, die Verdrossenheit über Politiker zu fördern.

 (DR)

"Auch ich teile in Lebensschutzfragen die Position der Kirche. Ich selbst habe gegen die Verschiebung des Stichtages bei der Forschung an embryonalen Stammzellen gestimmt." Anders als die Kirche müsse die Politik aber Kompromisse machen, betonte Bosbach: «In Lebensschutzfragen muss es daher darum gehen, das Schlimmste zu verhindern - wie z. B. bei den Spätabtreibungen.»

Kardinal Meisner hatte in den letzten Tagen mehrfach die Haltung vieler Politiker in ethischen Fragen wie Abtreibung und Stammzellforschung kritisiert. Gerade den Politikern von CDU und CSU hatte er dabei vorgeworfen, sich zu wenig am Evangelium und an den christlichen Werten zu orientieren.

Mit Blick auf Abtreibungen sagte der Erzbischof am Sonntag in einem Interview des Deutschlandfunks: «Ein geistvergessenes Volk, das tötet seine Kinder.» Es habe auch noch nie so viele Auswanderungen und so wenige Einwanderungen gegeben wie derzeit. «Das heißt, ein geistvergessenes Volk ist ein Volk, das das Leben unter sich selbst vernichtet», sagte Meisner. Diese Bilanz müsse «die Politiker nun endlich zum Aufwachen bringen, so kann es nicht mehr weitergehen».

Scharfe Kritik äußerte der katholische Theologe auch am Verhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan (beide CDU) in der Stammzelldebatte. Wenn diese beiden Mitglieder einer christlichen Partei «eindeutig Stellung genommen hätten, wäre das Ergebnis schon wahrscheinlich ganz anders ausgefallen», mutmaßte Meisner. Der Bundestag hatte im April die Auflagen für die Forschung mit embryonalen Stammzellen gelockert.

Mit der deutschen Familienpolitik ging Meisner ebenfalls hart ins Gericht. Es sei «schlimm, wie die Familie gesehen wird - weitgehend unter dem Gesichtspunkt der Ökonomie». Die Familie sei «das getreueste Abbild des dreifaltigen Gottes». Ihr gebühre daher «aller Schutz und alle Förderung, die nur denkbar ist, damit auch das gesellschaftliche Leben, das ökonomische Leben und das kulturelle Leben gedeihen kann».

Insgesamt vermisst der Kölner Bischof in der deutschen Politik Vorbilder. Junge Leuten wollten Frau und Männer in der Politik sehen, bei denen «Ehe, Familie und Politik wirklich sich sehen lassen kann».