CDU-Politikerin fordert familienfreundliche Arbeitswelt

Zum politischen Muttertag

Die CDU-Politikerin Maria Opterbeck fordert zur Entlastung berufstätiger Mütter flexible Arbeitszeiten. Doch pausierende Frauen dürften nicht mit "nur Hausfrau" abgestempelt werden, warnt Opterbeck im domradio.de-Interview.

Muttertag (dpa)
Muttertag / ( dpa )

domradio.de: Eine Mutter mit zwei oder drei kleinen Kindern hat einen 24-Stunden Job - aber das reicht ja nicht, sie soll zugleich Karriere machen, beruflich erfolgreich sein. Studien belegen, Männer helfen noch immer zu wenig im Haushalt. Ist eine Frau heute nicht überfordert, wenn sie Mutter sein muss und zugleich erfolgreich sein will im Beruf?

Maria Opterbeck (CDU-Frauenunion und stellvertretende Vorsitzende des Frauenrates NRW): Ja, ich glaube in vielen Punkten schon. Ich sehe das Problem, dass die gesellschaftliche Akzeptanz leider noch immer nicht da ist, dass zum Beispiel eine Karrierefrau sagt: "So ich bekomme Kinder, bleibe vorübergehend zu Hause." Da muss die Gesellschaft dran arbeiten. Mich macht das traurig, dass Familienarbeit nicht so hoch bewertet wird, wie eine Erwerbsarbeit, wenn eine Frau im Management ist oder in einer Fabrik arbeitet.

domradio.de: Als Paradebeispiel wird immer CDU-Ministerin Ursula von der Leyen angeführt mit sieben Kindern, nebenbei Ärztin und jetzt auch noch Verteidigungsministerin. Müssen wir uns von ihr etwas abgucken?

Opterbeck: Ich glaube nicht, dass man drei große Standbeine gleichzeitig voll umfänglich bedienen kann. Das geht nur, wenn man sehr viele Hilfen im Hintergrund hat. Das ist natürlich auch eine finanzielle Frage, aber alle drei Standbeine - Beruf, Politik, Kinder - voll umfänglich auszuüben, das kann ich mir nicht vorstellen, dass das geht.

domradio.de: Wie müssten denn politische Rahmenbedingungen aussehen, die Müttern vielleicht eine Entlastung bieten können?

Opterbeck: Die Rahmenbedingungen müssten sein, dass die Arbeitswelt familienfreundlicher ist, dass ich Familienarbeit als Frau leisten kann. Zum Beispiel mit homeoffice-Arbeitsplätzen, zum Beispiel mit flexibleren Arbeitszeiten, dass ich auch Arbeitszeitmodelle fahren kann, ohne dass man böse in der Firma angeguckt wird und dass die Akzeptanz dafür da ist, wenn eine Frau pausiert, dass ihr auch eine große Wertschätzung entgegen gebracht wird.

Ich denke, die Kinder sind das wertvollste, was wir haben und da müssen wir uns drum kümmern. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das eine schöne Aufgabe ist, wenn man Kinder hat und das ist auch sehr erfüllend und das darf man auch nicht klein reden.

domradio.de: Viele haben ja gar nicht die Wahlfreiheit, sich zu entscheiden, ob sie zu Hause bleiben wollen oder nicht - sie müssen einfach aus finanzieller Sicht arbeiten.

Opterbeck: Ja, die echte Wahlfreiheit gibt es ja bei wenigen - entweder aus fiskalischen Gründen oder aus Karrieregründen. Das finde ich sehr bedauerlich. Ich würde mir in dem Zusammenhang wünschen, dass Männer stärker Familienarbeit, Kinderbetreuung übernehmen. Männer nehmen zum Beispiel wenig die zwei Monate Pause in Anspruch, es sind doch die Frauen. Und die Frauen sind ja dann auch diejenigen, die hinterher die pflegebedürftigen Mütter und Väter pflegen. Männer bringen sich kaum in diese Arbeit ein.

domradio.de: Wie kann man denn das Mutter-Bild in der Gesellschaft aufwerten?

Opterbeck: Indem man den Frauen eine gesellschaftliche Wertschätzung gibt und nicht überall den Slogan verbreitet "nur Hausfrau". Das muss langsam wachsen. Da haben Frauen, die an Stellschrauben sitzen, auch Vorbildfunktionen. Sie sollten sich der Aufgabe besinnen und sagen, was wichtig ist. Ich finde, das gesellschaftliche steht voran, erst dann kommen finanzielle Wertschätzungspunkte wie Mütterrente und Elterngeld.

Das Interview führte Heike Sicconi


Quelle:
DR