Israel schwimmt im Fett: Acht Tage und Nächte erinnert zu Chanukka alles an das Ölwunder, das sich nach einer Legende des Talmud bei der Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels durch Judas Makkabäus im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) ereignet haben soll. Mit öltriefenden Spezereien wie Kartoffelpuffer und Krapfen steht das Lichterfest dem Zeitgeist mit seinem Gesundheitswahn entgegen. Siegreiche Lieder, tanzende Kreisel und Menschen sowie viel Licht vertreiben den einsetzenden Winterblues, der auch vor dem sonnenverwöhnten Orient keinen Halt macht.
Als damals die Makkabäer den Jerusalemer Tempel aus den Händen der syrisch-hellenistischen Besatzer befreiten, zündeten sie die Menora an, den traditionellen siebenarmigen Leuchter. Eigentlich, so erzählt es der Talmud, hätte das verbleibende Öl für lediglich einen Tag reichen dürfen. Stattdessen brannte die Menora acht Tage lang - so lange, wie die Weihe neuen Öls benötigte.
Solange die Lichter brennen, ruht jede Arbeit
Heute erfüllt das Licht Hunderter Chanukka-Leuchter in allen Formen und Größen die Straßen und Fenster Israels. Jeweils am 25. Tag des jüdischen Monats Kislew, nach gregorianischem Kalender irgendwann zwischen Ende November und Anfang Dezember und damit in den längsten Nächten des Jahres, ist es soweit. Jeden Abend wird ein weiteres Licht entzündet, bis schließlich zum Festausklang acht Flammen an das Wunder von vor mehr als 2.000 Jahren erinnern. Solange die Lichter brennen, ruht jede Arbeit - eine halbe Stunde mindestens, oft aber, bis das Licht ausgeht.
Auch wenn bunte Kerzen den aufwendigeren Öllämpchen Konkurrenz machen, hält das koschere Öl seinen angestammten Platz in der Festtradition. Passend dazu steht in Fett Gebackenes dieser Tage auf vielen Speiseplänen - etwa die jüdische Variante der Berliner mit dem für Sprachunkundige unaussprechlichen Namen "Sufganiot" und für Ungeübte kaum unfallfrei zu bewältigenden opulenten Füllungen.
Wintervorrat, bevor es mit dem nächsten jüdischen Fest Tu Bischwat (Neujahr der Bäume) und seinen traditionellen Früchten im Januar/Februar wieder zu einem gesunderen Speiseplan geht. Und an Purim im Februar/März der letzte Rest des Winters mit gehörig Alkohol hinuntergespült wird.
Nicht zu gemischtreligiöser Feier machen
Mit seiner symbolischen und zeitlichen Nähe zu Weihnachten ist das jüdische Chanukka ein Kandidat für interkulturellen und interreligiösen Austausch. Längst stehen heute auf vielen prominenten Plätzen der westlichen Welt wie dem New Yorker Times Square Channuka-Leuchter, die unter anderem als Zeichen gegen Antisemitismus in gemeinsamen Feiern entzündet werden. Nicht überall auf Begeisterung stoßen interreligiöse Chanukka-Feiern oder "Weihnukka"-Feiern. Aus dem Kampf der Hasmonäer gegen Idolatrie geboren, dürfe man Chanukka durch gemischtreligiöse Feiern nicht zum Götzendienst machen, lautet gelegentlich die Kritik.
Für andere wiederum trübt ein ganz anderer Aspekt die Chanukka-Festfreude. Der von den Makkabäern befreite zweite Tempel wurde 70 n. Chr. zerstört. An seiner Stelle stehen heute mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee muslimische Heiligtümer, deren Zugang für Nichtmuslime stark eingeschränkt ist. Noch immer ist die Bitte um den Wiederaufbau des Tempels Teil der wichtigsten jüdischen Gebete.
Auch wenn bis heute ein dritter Tempel Wunschdenken einer kleinen Minderheit ist, gießt bereits jeder symbolische Schritt in diese Richtung Öl ins Feuer des arabisch-israelischen Konflikts. Seine Verfechter jedoch mögen besonders in diesen Tagen darauf warten, dass sich einmal mehr der Satz hinter den vier Buchstaben auf dem Chanukka-Dreidel verwirklicht: "Nes Gadol Haia Poh" - ein großes Wunder geschah hier.