Charlotte Knobloch tritt nicht mehr an

Generationswechsel im Zentralrat

Der Zentralrat der Juden in Deutschland steht vor einem Generationswechsel. Die Vorsitzende Charlotte Knobloch wird nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Das kündigte sie am Sonntag auf einer Direktoriumssitzung des Rates in Frankfurt an. Als Favorit für Knoblochs Nachfolge gilt der heutige Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann.

 (DR)

«Mit Respekt und Anerkennung» hätten Präsidium und Direktorium zur Kenntnis genommen, dass die Präsidentin bewusst einen Generationswechsel herbeiführen wolle, den sie aktiv unterstützen und begleiten werde, hieß es in einer Presseerklärung. Es herrsche Übereinstimmung, dass die Präsidentin ihr Amt bis zum Ende der Wahlperiode ausüben werde. Knoblochs Amtszeit an der Spitze des Zentralrats endet im November. Vorsitzende ist sie seit 2006.

Am Samstag hatte Knobloch in der «Süddeutschen Zeitung» angekündigt, sie wolle nicht vom Amt der Zentralratsvorsitzenden zurücktreten. Wegen Kritik an ihrer Amtsführung war zuvor vermutet worden, Knobloch werde vorzeitig vom bisherigen Vizepräsidenten des Zentralrats, Dieter Graumann, abgelöst. Der Frankfurter Unternehmer gilt weiterhin als Favorit für die Nachfolge.

Letzte Holocaust-Überlebende
In jedem Fall wird Knoblochs Nachfolger kein Zeitzeuge des Holocaust mehr sein. Knobloch ist die letzte Holocaust-Überlebende im Präsidium des Zentralrats. Geboren wurde sie am 29. Oktober 1932 in München. Sie überlebte den Holocaust, weil sie von 1942 bis zum Kriegsende von einer katholischen Bauernfamilie in Mittelfranken versteckt wurde. Nach München kehrte Knobloch 1945 zurück.

Der Zentralrat ist der Dachverband der jüdischen Gemeinden in Deutschland. Insgesamt sind hier 23 Landesverbänden mit 107 jüdischen Gemeinden und rund 106 000 Mitgliedern organisiert. Knobloch ist seit Juni 2006 Präsidentin des Verbandes. Bereits seit 1985 ist sie Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.