Franziskus sei kein liberaler Reformer, sagte Fernandez laut einer online verbreiteten Vorabmeldung in einem Interview der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Der Wortlaut wird erst in der ersten Ausgabe des neuen Jahres veröffentlicht, die am Donnerstag erscheint.
"Einige deutsche Bischöfe scheinen mir offenbar nicht recht zu verstehen, dass ein liberaler oder aufklärerischer Papst diese Gemeinschaft unter Deutschen, Afrikanern, Asiaten, Lateinamerikanern, Russen und so fort nicht garantieren könne", sagte Fernandez den Angaben zufolge mit Blick auf große Unterschiede in der Weltkirche. Ein "pastoraler" Papst könne das hingegen.
Pastorale Antwort für alle
Der Kurienkardinal verwies auf die kurz vor Weihnachten von seiner Behörde veröffentlichte Erklärung zur Segnung unverheirateter und homosexueller Paare. Diese Äußerung sei "eine klare Antwort, die die Unterschrift des Papstes trägt". Es sei "nicht die Antwort, die man in zwei oder drei Ländern gerne hätte". Vielmehr handle es sich um eine "pastorale Antwort, die alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten".
Kritik an deutschen Reformdebatten
Fernandez kritisierte laut "Tagespost" ausdrücklich die in Deutschland geführten Reformdebatten: "Wenn man einige Betrachtungen hört, die im Kontext des deutschen Synodalen Wegs angestellt wurden, scheint es manchmal, als fühle sich ein Teil der Welt besonders 'erleuchtet', um zu verstehen, was die anderen armen Tröpfe nicht zu begreifen vermögen, weil sie verschlossen oder mittelalterlich seien, und dann glaubt dieser 'erleuchtete' Teil auf naive Weise, dass dank seiner die ganze universale Kirche reformiert und von den alten Schemen befreit wird.