Mapuche in Chile beenden nach 117 Tagen Hungerstreik

Katholische Kirche vermittelt

In Chile haben drei inhaftierte Mapuche nach 117 Tagen ihren Hungerstreik beendet. Zuvor hatte die Regierung eine Anklage auf Basis des umstrittenen Anti-Terror-Gesetzes zurückgezogen und eine normale Klage eingereicht, hieß es.

Die Mapuche drängen seit Jahrzehnten auf Anerkennung ihrer Rechte / © Alexander Brüggemann (KNA)
Die Mapuche drängen seit Jahrzehnten auf Anerkennung ihrer Rechte / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Ein weiterer Mapuche setzt seinen Hungerstreik dagegen fort, da er der Zusage der Regierung keinen Vertrauen schenke, erklärte Sprecher Juan Carlos Trancal. Erst am Freitag hatte die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet Familienangehörige der Inhaftierten getroffen. Die katholische Kirche hatte in dem Streit vermittelt.

Brandanschlag auf eine evangelikale Kirche

Den vier Inhaftierten wird vorgeworfen, an einem Brandanschlag auf eine evangelikale Kirche beteiligt gewesen zu sein. Die Behörden hatten die Tatverdächtigen bereits vor einem Jahr auf Basis des umstrittenen Anti-Terror-Gesetzes aus der Zeit der chilenischen Militärdiktatur inhaftiert. In der Haft warteten die Mapuche bislang vergeblich auf einen Prozess.

Zuletzt gab es in Chile immer wieder Brandanschläge auf kirchliche Einrichtungen, zu der sich radikale Mapuche bekannten. Die Gruppe "Weichan Auka Mapu" begründete ihre Anschläge damit, dass Kirchenvertreter mitverantwortlich für Repressionen gegen die Mapuche seien. Chiles Präsidentin Bachelet hatte sich erst vor wenigen Wochen für das historische Unrecht entschuldigt, das den Mapuche in der jüngsten Geschichte widerfahren sei, und zu einem Dialog eingeladen.

Minderheit radikalisiert

Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren die Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Tradition und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzt eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. 

Eine kleine Minderheit radikalisiert sich politisch. Die Mapuche zählen zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung. Papst Franziskus wird im Januar Chile besuchen.

Mapuche

Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Sie wurden auch Araukanier genannt und waren das einzige indigene Volk Lateinamerikas, das der spanischen Eroberung standhielt. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren die Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Traditionen und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzte eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Allerdings radikalisiert sich eine kleine Minderheit politisch.

Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez (dpa)
Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez ( dpa )
Quelle:
KNA