Chile: Opfer beklagen Straflosigkeit für Ex-Diktator

Pinochet in Lebensgefahr

Angesichts der dramatischen Verschlechterung des Gesundheitszustands von Augusto Pinochet beklagen Vertreter von Regimeopfern, dass der chilenische Ex-Diktator nie politisch zur Verantwortung gezogen wurde. Es sei bedauerlich, dass der 91-Jährige nun nicht mehr für seine Taten verurteilt werden könne, kritisierte Mireya Garcia von der Opferorganisation AFDD laut chilenischen Medienberichten vom Montag. Pinochet befindet sich nach einem Herzinfarkt seit dem Morgen im Militärkrankenhaus von Santiago.

 (DR)

Hausarrest aufgehoben
Er schwebt nach Aussagen der Ärzte in Lebensgefahr, ist jedoch bei Bewusstsein und geistig klar. Der Erzbischof von Santiago, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, besuchte den Kranken und rief das chilenische Volk auf, für Pinochet zu beten. Man müsse mit allen Todkranken solidarisch sein, sagte er angesichts der Kritik an seinem Besuch.

Unterdessen hob das Berufungsgericht am Mittag einen seit gut einer Woche geltenden Hausarrest auf. Pinochet muss sich in mehr als 100 Verfahren wegen Menschenrechtsverletzungen und Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe verantworten.

Insgesamt kamen während der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 etwa 3.000 Menschen ums Leben. An die 30.000 Oppositionelle wurden gefoltert oder verschwanden. Bis zuletzt lastete Pinochet die Verbrechen der Diktatur seinen Untergebenen an. Erst in einer jüngsten Erklärung zu seinem 91. Geburtstag übernahm er die politische Verantwortung. In den seit Jahren laufenden Ermittlungen kam es bis heute zu keinem Urteil.