Laut Angaben der chilenischen Kirche wollte der Ständige Rat der Bischofskonferenz bei dem Besuch am Montag im Vatikan über Maßnahmen zur Aufklärung des Missbrauchsskandals informieren. Der Vatikan gab zunächst keine Einzelheiten der etwa halbstündigen Begegnung bekannt.
An dem Treffen nahm neben dem Vorsitzenden der Chilenischen Bischofskonferenz, Militärbischof Santiago Silva Retamales, und dem Vize-Vorsitzenden Erzbischof Rene Rebolledo Salinas auch Santiagos Kardinal Ricardo Ezzati teil. Ihm wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben, was er aber zurückweist. Weiter nahmen an dem Gespräch teil der Leiter der bischöflichen Missbrauchskommission, Bischof Juan Ignacio Gonzalez, und Bischof Luis Fernando Ramos, Generalsekretär der Bischofskonferenz und Bistumsverwalter von Rancagua.
Missbrauchsopfer spricht von "Lobby", die den Papst verachte
Ein prominenter Vertreter der Missbrauchsopfer in Chile, James Hamilton, äußerte im Vorfeld die Erwartung, dass das Treffen einen konfliktären Verlauf nehmen werde. Man könne nicht darüber hinweggehen, dass Beteiligte an diesem Gespräch von der Justiz belangt würden, sagte er laut der chilenischen Zeitung «La Tercera» (Onlineausgabe Sonntagabend). Er sprach von "Kriminellen" und einer "Lobby", die den Papst verachte und seine Interventionen als Einmischung betrachte.
Die katholische Kirche in Chile wird seit rund einem Jahr von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Derzeit ermittelt die Justiz in 148 Fällen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Kirchenmitarbeiter, wie chilenische Medien unter Berufung auf jüngste Angaben der Staatsanwaltschaft meldeten. Dabei gehe es um 255 mutmaßliche Opfer. Auch mehrere Bischöfe sollen in die Vorgänge verwickelt sein.