Christen in ganz Europa gedenken der Opfer von Alexandria

Trauer und Wunsch nach Wandel

In ganz Europa haben koptisch-orthodoxe Christen der Opfer von Alexandria gedacht. Wie schon bei der zentralen Trauerfeier von Frankfurt stand der Ruf nach Religionsfreiheit im Vordergrund der Ansprachen. Die UN fordern hier strengere Gesetze der Staaten gegen Diskriminierungen.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

UN-Menschenrechts-Hochkommissarin Navi Pillay hat von der internationalen Staatengemeinschaft entschiedeneren Einsatz gegen Gewalt an religiösen Minderheiten verlangt. Zudem müssten Gesetze abgeschafft werden, mit denen solche Minderheiten benachteiligt würden, verlangte Pillay in einem am Wochenende in Genf veröffentlichten Appell. Übergriffe auf Kirchen, Moscheen, Synagogen, Tempel und andere religiöse Stätten müssten ein Weckruf sein, um alle zum Einsatz für mehr Toleranz zu bringen. Alle Staaten hätten nicht nur eine moralische, sondern auch die rechtliche Pflicht, den Schutz ihrer religiösen Minderheiten zu gewähren.



Bei der Trauerfeier für die koptischen Terroropfer in Ägypten am Sonntag (09.01.2011) im Kloster Brenkhausen bei Höxter betonte der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die grundlegende Bedeutung die Religionsfreiheit für das friedliche Zusammenleben in einer Gesellschaft betont. "Wir beten dafür und tun alles, was in unserer Macht steht, damit Christen im Nahen Osten, so auch in Ägypten, eine Zukunft und ein Zuhause als Bürger ihres Landes haben können." "Ihr Schmerz ist auch unser Schmerz", erklärte der Paderborner Weihbischof Hubert Berenbrinker als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz in Höxter-Brenkhausen. In koptischen Gemeinden in ganz Europa fanden gleichzeitig am Mittag Gedenkfeiern statt.



Gedenkfeier in Frankfurt

Bei einem ökumenischen Gottesdienst am Samstag in Frankfurt hatte der katholische Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Gemeinsamkeit aller Christen hervorgehoben. Im "Christus-Zeugnis" wisse sich die katholische Kirche in Deutschland mit der koptisch-orthodoxen Kirche in gleicher Weise verbunden wie mit den christlichen Konfessionen, "mit denen wir in unserem Land seit Jahrhunderten zusammenleben".



Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hatte der Bundesregierung und der Polizei für den Schutz der Gottesdienste während des koptischen Weihnachtsfestes am vergangenen Donnerstag und Freitag gedankt. Tief beeindruckt hätten ihn auch die Anteilnahme der Bevölkerung und die Solidarität anderer Konfessionen und Religionen. "Die Beileidsbekundungen waren Salbe auf eine brennende Wunde."



Weihnachtsfest endet

In Ägypten ist unterdessen das koptische Weihnachtsfest am Wochenende weitgehend ruhig zu Ende gegangen. Trotz der Angst vor weiteren Anschlägen hatten viele Menschen wie gewohnt die Messen besucht. Allerdings kam es zum Teil zu langen Wartezeiten vor den Kirchen, da die Polizei die Kirchen und Besucher einer gründlichen Kontrolle unterzogen. Anders als sonst feierten die meisten Christen eher still und im Kreise der Familie. Parks und Sportclubs, wo sich sonst junge Christen in den Weihnachtstagen treffen, blieben leerer als in anderen Jahren.



Am Freitag hatten sich in Alexandria mehrere hundert Demonstranten zum stillen Gedenken an die Opfer versammelt, die meisten von Ihnen Anhänger von Oppositionsgruppen. Sie trugen Plakate mit Halbmond und Kreuz nebeneinander, dem Symbol für die Nationale Einheit der Religionen. Die Hintergründe des Attentats auf die Kirche von Alexandria in der Silvesternacht mit 23 Toten scheinen indessen immer noch nicht aufgeklärt.



Bei einem Selbstmordanschlag nach einer Messe in Alexandria waren in der Silvesternacht mindestens 21 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Unter den rund 80 Millionen Ägyptern leben etwa zehn Prozent Christen. In Deutschland gibt es rund 6.000 Kopten.