Indonesien ist die größte muslimische Nation der Welt, doch sie ist kein Gottesstaat. Die Verfassung garantiert eine Religionsfreiheit und schützt die vielen Minderheiten im Land: Christen, Hindus und auch verschiedene muslimische Sekten. Die indonesische Form des Islam galt immer als weltoffen und tolerant. Aber seit einigen Jahren erlebt der Inselstaat eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen. Mit ihrer strengen Auslegung des Korans und den Forderungen, in Indonesien die Scharia einzuführen, setzen sie den indonesischen Islam zunehmend unter Druck. Und auch die Christen, die rund neun Prozent der Bevölkerung ausmachen.
So führten in der Vergangenheit Proteste radikaler Muslime immer wieder dazu, dass Gottesdienste gestört und Kirchen in Indonesien geschlossen wurden. Es kommt zu Angriffen auf Christen und Kirchen, während Polizei und Behörden oftmals tatenlos bleiben. Immer häufiger wird der Vorwurf der Blasphemie gegen Christen erhoben. Kritiker führen diese schleichende Islamisierung auch auf einen Einfluss aus Saudi-Arabien zurück.
Einen vorläufigen Höhepunkt erreichten die Anfeindungen in den vergangenen Monaten, als sich der Christ Basuki Purnama, genannt Ahok, zur Gouverneurswahl in der Hauptstadt Jakarta stellte. Der Wahlkampf wurde begleitet von wütenden Protesten, ihm wurde vorgeworfen, mit abfälligen Äußerungen über den Koran Gotteslästerung begangen zu haben. Im Frühjahr 2017 wurde er wegen Blasphemie zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Steht Indonesien, das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt, vor einer Zeitenwende? Und wie steht es um das religiöse Miteinander im Alltag der Indonesier?