Christen in islamischen Ländern - verleugnet, verfolgt, vertrieben

 (DR)

TÜRKEI: Gebiete der heutigen Türkei waren einst Keimzelle und Kernland des Christentums. Heute sind die knapp 100 000 Christen nur eine kleine Minderheit unter den 81 Millionen Türken. Viele Christen beklagen, dass der Staat ihnen keine volle rechtliche Gleichstellung mit den Muslimen gewährt und dass sie im Alltag Diskriminierung erleiden. Nach einer Serie tödlicher Anschläge vor einigen Jahren ist die direkte Verfolgung von Christen aber eine Ausnahme. Nach Ansicht christlicher Hilfsorganisationen geht die Bedrohung vor allem von fanatischen türkischen Nationalisten aus.

SYRIEN: Der Bürgerkrieg hat die Lage der Christen in Syrien dramatisch verändert. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad verstand sich als weltlicher Staat, auch wenn der Präsident Muslim sein musste. Bis zu 10 Prozent der mehr als 20 Millionen Einwohner sind Christen. Obwohl die meisten von ihnen versucht haben, sich aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten, sehen sie sich Anfeindungen ausgesetzt. Aktivisten schätzen, dass etwa 40 Prozent der Christen geflohen sind, in die Nachbarstaaten und nach Europa. Viele der Flüchtlinge lebten zuletzt in Gebieten, die von islamistischen Rebellen kontrolliert werden.

IRAK: Als 2003 die von den USA angeführte Invasion des Landes gegen Saddam Hussein begann, lebten dort etwa 1,5 Millionen Christen, heute sind es nur noch rund 300 000. Die Gruppe Islamischer Staat (IS) geht immer brutaler gegen Andersgläubige vor. Nach einem Ultimatum der Terroristen flüchteten im Juli 2014 praktisch alle Christen aus der nordirakischen Stadt Mossul. 2003 lebten dort 50 000 Christen. Volle Kirchen findet man fast nur noch im Autonomiegebiet der Kurden.

PAKISTAN: Nicht-Muslime - darunter Christen und Hindus - stellen weniger als 5 Prozent der rund 180 Millionen Pakistaner. 2013 wurde der bislang schwerste Anschlag auf Christen in der Geschichte der Islamischen Republik verübt. Selbstmordattentäter rissen an einer Kirche in Peshawar 86 Menschen mit in den Tod. Zudem werden Christen in Pakistan oft zur Zielscheibe meist absurder Blasphemievorwürfe, in deren Folge auch Menschen getötet werden.

ÄGYPTEN: Der Islam ist Staatsreligion, doch die nach dem Sturz der Muslimbrüder erlassene neue Verfassung garantiert Christen, ihre familiären Angelegenheiten nach ihren eigenen religiösen Vorschriften zu regeln. Die Christen - knapp 10 Prozent der 87 Millionen Ägypter - klagen aber weiterhin über Diskriminierung. Besonders auf dem Land gibt es immer wieder Angriffe auf Kirchen und Wohnhäuser.

NIGERIA: Vor allem im islamischen Norden werden Christen drangsaliert und unterdrückt, Zehntausende sind in den Süden geflohen. Kinder werden zu Islamunterricht gezwungen, Mädchen zwangsweise verheiratet. Die islamistische Sekte Boko Haram kämpft seit Jahren gegen Christen und für einen islamischen Staat. Nach spektakulären Anschlägen auf Kirchen im Jahr 2012 gab es in den vergangenen Monaten viele Übergriffe mit zahlreichen Toten und Verletzten. (dpa)