Nach zum Teil heftigen Protesten verteidigte der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick am Sonntag seinen Appell gegen Pegida: "Ein Christ darf nicht bei etwas mitmachen, das ganz oder teilweise nicht mit christlichen Grundsätzen und den Werten des Evangeliums übereinstimmt", schrieb Schick auf der Facebook-Seite des Erzbistums. "Auch wer mit redlichen Motiven an einer Pegida-Demonstration teilnimmt, unterstützt damit - möglicherweise ungewollt - Fremdenphobie und das Verbreiten von irrationalen Ängsten gegenüber anderen Kulturen und Religionen."
Schick betonte, dass er mit seinem Appell auf das Gewissen und die Vernunft der Gläubigen abgezielt habe. Die Gewissensfreiheit und das Demonstrationsrecht seien Grundrechte und davon unberührt. "Christen dürfen bei Pegida nicht mitmachen", hatte der Erzbischof am Donnerstag in einer Predigt gesagt. Dafür hatte er zum Teil sehr heftige Kritik geerntet, etwa in den sozialen Netzwerken.
Ängste ernst nehmen
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte am Wochenende im "rbb-Inforadio", er habe kein Verständnis für anti-muslimische Parolen, man müsse aber mit den Ängsten der Menschen umgehen. Der neue Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warnte in der Tageszeitung "Die Welt" davor, die Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" zu unterschätzen. Sie sei "brandgefährlich".
Nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag des Magazins "Focus" würden 85 Prozent der Bundesbürger nicht an Demonstrationen für Pegida-Ziele teilnehmen. Dabei war die Ablehnung in der Altersgruppe der über 65-Jährigen mit 92 Prozent am höchsten. Die höchste Zustimmung für die Pegida fand sich hingegen bei den 14- bis 29-Jährigen mit 14 Prozent. Mit Blick auf die Parteizugehörigkeit gab mehr als die Hälfte der AfD-Anhänger an, sicher oder sehr wahrscheinlich an Pegida-Kundgebungen teilzunehmen. Für Anhänger der Volksparteien kommt dies laut Umfrage am wenigsten infrage.
Mit positivem Beispiel voran
Der evangelische Landesbischof aus Hannover Ralf Meister warnte vor einer "Polarisierung der Gesellschaft". In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" und im NDR nannte er es einen Fehler, die Demonstrationen grundsätzlich unter den Vorwurf des Rechtsradikalismus zu stellen. Er teile kein einziges Ziel der Pegida-Bewegung. Doch hilfreicher als eine Ausgrenzung sei es, mit positiven Beispielen eine plurale Gesellschaft vorzuleben.
Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, forderte Christen zu einem "Nein" gegenüber Pegida auf. Im "Deutschlandradio Kultur" sagte er, Pegida verletze christliche Grundsätze.